04.12.2018 - Kategorie "Insolvenzverfahren"

Kappus-Gruppe auf Sanierungskurs

Massekredit für die insolvente Kappus-Gruppe

Der Geschäftsbetrieb des insolventen Seifenherstellers Kappus-Gruppe wird auch im eröffneten Insolvenzverfahren fortgeführt.


Das zuständige Amtsgericht Offenbach hat am 1. Dezember die Verfahren über alle operativen Gesellschaften der Gruppe eröffnet und Dr. Franz-Ludwig Danko zum Insolvenzverwalter bestellt. Danko plant, die Unternehmen der Kappus-Gruppe zu sanieren.

 

„Der Geschäftsbetrieb läuft stabil, alle Kunden der Kappus-Gruppe stehen zum Unternehmen und platzieren weiter Aufträge“, betonte Danko, der in allen Verfahren bereits als vorläufiger Insolvenzverwalter tätig war. „Nachdem die Fortführung dank einer Zwischenfinanzierung gesichert ist, können wir unser Augenmerk jetzt stärker auf die Sanierung richten.“ Mit der Verfahrenseröffnung endet auch der Insolvenzgeldzeitraum, so dass die Kappus-Gruppe die Löhne und Gehälter der insgesamt rund 350 Mitarbeiter ab sofort wieder aus den laufenden Umsätzen bezahlt.

 

Gemeinsam mit der Geschäftsführung hatte der Insolvenzverwalter in den letzten Wochen einen Massekredit für die Kappus-Gruppe ausgehandelt, um die finanziellen Rahmenbedingungen für die Fortführung zu schaffen. Dabei ging es um die Finanzierung von Aufträgen, d.h. etwa den Einkauf von Rohstoffen. Diese Kosten werden zwar durch den Verkauf der fertigen Produkte kurzfristig wieder erwirtschaftet. Allerdings muss Kappus zunächst in Vorleistung treten, was angesichts der dünnen Liquiditätsdecke im Insolvenzverfahren schwierig ist.

 

Im eröffneten Verfahren will der Insolvenzverwalter nun die Sanierung weiter vorantreiben. Denkbar sind sowohl eine Investorenlösung als auch ein Insolvenzplan, der eine Art Vergleich mit den Gläubigern bedeutet. Einen Investorenprozess, bei dem potenzielle Interessenten gezielt recherchiert und aktiv angesprochen werden, hat Danko in enger Abstimmung mit den Gläubigern bereits angestoßen. „Die Kappus-Gruppe ist als Marktführer in Westeuropa hervorragend positioniert und verfügt über einen hochkarätigen Kundenstamm“, betonte er. „Das sind gute Voraussetzungen für eine Investorenlösung.“

 

Auch die Verhandlungen mit Kunden um neue Konditionen wird der Insolvenzverwalter fortsetzen. Hier hatte die Geschäftsführung bereits im vorläufigen Verfahren wichtige Erfolge erzielt, um auskömmlicher produzieren zu können. Möglichkeiten zur Steigerung von Produktivität und Effizienz sollen ebenfalls untersucht werden, um Kappus wieder langfristig markt- und wettbewerbsfähig zu machen. “Unser Ziel ist der Erhalt der Kappus-Gruppe und möglichst vieler Arbeitsplätze.“ betonte Danko. „Dazu prüfen wir alle zur Verfügung stehenden Optionen.“

 

Mit der Verfahrenseröffnung geht das „Verwaltungs- und Verfügungsrecht“ bei allen Gesellschaften auf den Insolvenzverwalter über. Die Geschäftsführungen bleiben jedoch im Amt und unterstützen den Insolvenzverwalter bei der Betriebsfortführung und bei der Umsetzung der Sanierungsmaßnahmen. Jedoch scheidet die bisherige Sanierungsgeschäftsführerin Silvia Lackenbauer auf eigenen Wunsch aus der Geschäftsführung aus. „Im Namen der Kappus-Gruppe danke ich Frau Dr. Lackenbauer für ihre Arbeit“, betonte Franz-Ludwig-Danko. „Sie hat einen wesentlichen Beitrag dafür geleistet, dass die Geschäftsbetriebe nach den Insolvenzanträgen fortgeführt werden konnten.“

 

Die Kappus-Gruppe hatte Ende September Insolvenzantrag gestellt, nachdem sie durch stark gestiegene Rohstoffpreise und hohen Preisdruck in finanzielle Bedrängnis geraten war. Mit einem Jahresumsatz von rund 80 Mio. Euro und einer jährlichen Produktion von mehr als 70.000 Tonnen Seife gehört Kappus zu den größten Seifenherstellern in Westeuropa. Das Unternehmen beliefert eine Reihe von Großkunden in Einzelhandel und Kosmetik mit Fest- und Flüssigseifen, die dann unter deren Markennamen in den Handel kommen. Das 1848 in Offenbach gegründete Traditionsunternehmen beschäftigt insgesamt rund 350 Mitarbeiter und unterhält Produktionsstandorte in Offenbach (M. Kappus, 72 MA), Krefeld (Dreiring, 130 MA), Riesa (Kappus Riesa, 73 MA) und Heitersheim (Hirtler Seifen, 77 MA).

 

 

 

 


Bild: © M. Frietsch

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