Rettung für Automobilzulieferer Kaiser und 640 Arbeitsplätze - Amtek Kaiser übernimmt Geschäftsbetrieb und Werke
Knapp sechs Monate nach dem Insolvenzantrag sind die rund 640 Arbeitsplätze beim Automobilzulieferer Kaiser gerettet und der Betrieb saniert.
Knapp sechs Monate nach dem Insolvenzantrag sind die rund 640 Arbeitsplätze beim Automobilzulieferer Kaiser gerettet und der Betrieb saniert. „Auf dieser Basis konnten wir jetzt den Investorenprozess erfolgreich abschließen. Mit Amtek haben wir einen Investor gefunden, der den Betrieb in den beiden Werken vollumfänglich fortführt und alle Mitarbeiter übernimmt“, konnte der vom Amtsgericht Passau bestellte Insolvenzverwalter Dr. Michael Jaffé heute mitteilen. Der Gläubigerausschuss hat der jetzt gefundenen Lösung bereits zugestimmt, der Erwerb steht unter anderem noch unter dem Vorbehalt der Genehmigung durch die Kartellbehörden. Über die Einzelheiten des Kaufvertrags wurde Stillschweigen vereinbart.
Für den wichtigen Lieferanten von Komponenten für Getriebe, Motor und Bremsen für viele führende Automobil-Hersteller und Tier1-Lieferanten der Automobilindustrie hatten sich in den vergangenen Monaten mehrere strategische wie auch Finanzinvestoren interessiert und auch verbindliche Angebote abgegeben. Nach einem intensiven Verhandlungsprozess standen schließlich noch zwei Angebote zur Auswahl. „Die Konzepte waren weitgehend gleichwertig. Der Gläubigerausschuss hat sich für das letztlich attraktivste Angebot entschieden. Im Ergebnis erzielen wir damit deutlich höhere Erlöse für die gesicherten und auch die ungesicherten Gläubiger als bei den vorinsolvenzlich gescheiterten Sanierungsbemühungen. Wir haben damit die Chancen, die ein Insolvenzverfahren bietet, vollumfänglich nutzen können“, so Jaffé.
Der Investor übernimmt dabei nicht nur den Geschäftsbetrieb und die Mitarbeiter, auch für die Immobilien wurde eine dauerhafte Lösung gefunden. „Das unterstreicht das langfristige Engagement und die Bedeutung, die Amtek der Übernahme von Kaiser beimisst“, betonte der Insolvenzverwalter.
In ersten Stellungnahmen zeigten sich sowohl Gläubiger- wie auch Arbeitnehmervertreter mit dem Ergebnis sehr zufrieden. „Für die Arbeitnehmer bedeutet die Investorenlösung, dass sie nicht nur ihren Arbeitsplatz behalten können, sondern auch eine sehr positive Zukunftsperspektive haben. Im Unter-schied zu vielen anderen Insolvenzverfahren waren hier auch keine Abstriche bei den Löhnen und Gehältern erforderlich. Dr. Jaffé als Insolvenzverwalter hat dabei wie schon im Fall von KnausTabbert einmal mehr unter Beweis gestellt, dass man Arbeitnehmer- und Gläubigerinteressen sehr gut vereinbaren kann“, so Rechtsanwalt Friedrich Schindele, der die Arbeitnehmerseite beraten hat.
„Bei uns herrscht große Erleichterung, nachdem jetzt feststeht, wie es weitergeht. Unsere Mannschaft, die Kolleginnen und Kollegen, haben im Insolvenzverfahren voll mit gezogen, weil wir auch wussten, dass wir eine gute Chance haben. Die Information durch und die Zusammenarbeit mit dem Insolvenzverwalter war dabei beispielhaft. Das hat sehr dazu beigetragen, dass wir auch in der Insolvenz ein gutes Betriebsklima hatten“, so Betriebsratsvorsitzender Alfred Sucker.
Die Ausgangslage für die Rettung der beiden Kaiser-Werke in Aicha vorm Wald und Straßkirchen-Salzweg (Landkreis Passau) war dabei durchaus schwierig. Eine betriebswirtschaftliche Analyse zeigte deutliche Defizite auf. Dies betraf sowohl die Dokumentation wie auch die Auftragskalkulation. „Hier mussten wir bis zuletzt viele Lücken füllen, um für die Investoren eine verlässliche Basis zu schaffen. Auch haben wir neue Maschinen angeschafft, um die Qualität in der Bearbeitung der Aufträge zu verbessern. Zudem haben wir Einzelaufträge, bei denen teilweise der Verlust doppelt so hoch war wie der damit gemachte Umsatz, entweder beendet oder neu verhandelt. Jetzt ist der Betrieb in vielen Bereichen erfolgreich restrukturiert und wieder fit für den Wettbewerb“, erläuterte der Insolvenzverwalter.
„Von unseren Hauptkunden haben wir dabei große Unterstützung erfahren. So gelang es unter anderem, einen Großauftrag mit einem zweistelligen Millionenvolumen hereinzuholen, der bis 2017 läuft. Das war ein wichtiges Signal für die Investoren und hat den jetzt erzielten Abschluss erst möglich gemacht“, bedankte sich Jaffé ausdrücklich bei den Kunden.
„Wir übernehmen mit Kaiser einen Betrieb, der jetzt wieder viel Potenzial hat und den wir in den nächsten Jahren noch weiter stärken wollen. Durch den Erwerb von Kaiser können wir unsere starke Position in Deutschland weiter ausbauen und unsere Zusammenarbeit mit den deutschen Premium-Automobilherstellern intensivieren“, begründet Amtek Kaiser Geschäftsführer Manfred Vogel den Erwerb.
Amtek Kaiser ist Teil der Amtek Gruppe, die mit einem Umsatz von rund 1,7 Mrd. US-Dollar (2013) zu den weltweit führenden Herstellern von Motoren-, Getriebe- und Fahrwerkskomponenten für die Automobilindustrie zählt. Amtek verfügt über mehr als 40 internationale Produktionsstandorte mit umfassendem Know-how in den Bereichen Schmiedetechnik, Eisen- und Aluminiumguss, sowie Metallverarbeitungs- und Montagetechnik. Dank eines breiten Kundenstamms, zu dem zahlreiche internationale Automobilhersteller zählen, ist Amtek der führende indische Hersteller von Schmiedeteilen und gehört zu den weltweit führenden Herstellern von Zahnkränzen. Mehr als die Hälfte des Umsatzes generiert Amtek im PKW-Bereich, darüber hinaus ist die Gruppe auch im Geschäft mit Zwei- und Dreirädern, Nutzfahrzeugen und Schienenfahrzeugen für die Industrie stark präsent.
Amtek ist ein Familienunternehmen mit gleichzeitigem Zugang zum Kapitalmarkt (Börsennotierung an der indischen Börse NSE in Mumbai sowie Bombay Stock Exchange). Die Gründerfamilie Dham bildet heute – zusammen mit ihr verbundenen Aktionären - Ankeraktionäre, während weitere signifikante Anteile von international renommierten institutionellen Investoren gehalten werden.
Der Automobilzulieferer Kaiser GmbH ist seit mehr als 30 Jahren ein kompetenter Partner in der Zuliefer-Kette der deutschen Automobilindustrie auf dem Gebiet der zerspanenden Serienfertigung und im optionalen Beschichten von wichtigen Bauteilen aus Grau- und Sphäroguß, Stahl sowie den Leichtmetallen Aluminium und Magnesium. Als verlängerte Werkbank produziert Kaiser so unter anderem Airbag- und Antriebs-Komponenten, Bremsscheiben und –trommeln, Gehäuse für ABS, Kupplung, Getriebe, Hinterachse und Wasserpumpen, Zylinderblöcke, Schwungräder, Ölwannen, Achsschenkel und Querlenker. Komponenten von Kaiser finden sich in nahezu jedem Dieselfahrzeug eines deutschen Automobilherstellers. 2012 lieferte Kaiser 24 Millionen Teile aus. Produziert wird am Stammsitz Aicha vorm Wald (460 Mitarbeiter) und in einem Werk in Straßkirchen-Salzweg (Landkreis Passau, 188 Mitarbeiter).
Wollen Sie umgehend informiert werden, wenn es Neuigkeiten zu diesem Verfahren gibt?
Testen Sie kostenfrei und unverbindlich 3 Tage lang diese Funktionalität - zum Beispiel über unser "Risk-Paket" - und wir benachrichtigen Sie, sobald zum Verfahren neue Nachrichten oder neue Beschlüsse vorliegen.