02.07.2021 - Kategorie "Insolvenzverfahren"

Regio Schlachthof nutzt Eigenverwaltungsverfahren

Regio Schlachthof GmbH nutzt Insolvenz-Eigenverwaltungsverfahren

Regio Schlachthof GmbH nutzt Eigenverwaltungsverfahren für Neuausrichtung.


Der Betreiber des Schlachthofs Mannheim hat ein Eigenverwaltungsverfahren zur Krisenbewältigung und Neuausrichtung beantragt. Die Antragstellung ist erfolgt, da dem Unternehmen die Zahlungsunfähigkeit drohte. In dem Verfahren wird die Geschäftsleitung durch den erfahrenden Mannheimer Sanierungsspezialisten und Rechtsanwalt Martin Wiedemann von der Kanzlei Ernestus Rechtsanwälte unterstützt, welcher das Unternehmen als Generalbevollmächtigter vertritt. Rechtsanwalt Thomas Oberle (Kanzlei SZA Schilling, Zutt & Anschütz) wurde vom Amtsgericht Mannheim zum vorläufigen Sachwalter bestellt, um das Verfahren zu überwachen.


Die Geschäftsleitung hat die Möglichkeit einer frühzeitigen Antragstellung genutzt, um die Chancen für die Sanierung bestmöglich zu erhalten. Das Eigenverwaltungsverfahren bietet dem Unternehmen einen rechtlichen Rahmen, um sich bei laufendem Geschäftsbetrieb in enger Abstimmung mit den Gläubigern neu aufzustellen. Im Unterschied zu einem regulären Insolvenzverfahren bleibt dabei die unternehmerische Verantwortung in den Händen der durch den Generalbevollmächtigen unterstützten Geschäftsführung, welche die Sanierung selbst steuert. In der Eigenverwaltung setzt das zuständige Amtsgericht keinen Insolvenzverwalter, sondern einen sogenannten Sachwalter ein. Dieser überwacht das Verfahren im Interesse der Gläubiger.


Ziel des eingeleiteten Eigenverwaltungsverfahrens ist die Überwindung der gegenwärtigen Krisenlage. Durch einen Auftragseinbruch aufgrund der Pandemie-bedingten Schließung der Absatzmärkte und hohe Kosten geriet die Regio Schlachthof GmbH in eine Schieflage. Durch das Eigenverwaltungsverfahren besteht die Möglichkeit, einen Sanierungsinsolvenzplan vorzulegen. Ein solcher Plan soll in den kommenden Wochen durch den Generalbevollmächtigen Martin Wiedemann unter Mitwirkung der Geschäftsleitung und des vorläufigen Sachwalters erarbeitet werden. Parallel werden die Verhandlungen mit den Hauptgläubigern fortgesetzt, um die bestmöglichen Chancen für einen Erhalt des Unternehmens, der Arbeitsplätze und der Gläubigerrechte zu gewährleisten. Die Fortführung des Geschäftsbetriebes ist während dieser Zeit gesichert.


Regio Schlachthof GmbH beschäftigt 27 Mitarbeiter und betreibt einen bedeutenden Schlachthof für die Region. Sie wurde im Jahre 2017 auf Initiative privater Unternehmer aus der Region gegründet. Grundidee der privaten Initiative war die Weiterführung der 125-jährigen Schlachttradition in der Region, die Unterstützung der heimischen Landwirtschaft und der Gedanke, auch jungen Hofnachfolgern eine Zukunftsperspektive zu eröffnen. Dafür sollte den landwirtschaftlichen Fleischerzeugern der Pfalz, Südhessens und Baden ein Schlachtbetrieb zur Verfügung stehen, der ihren Bedürfnissen nach kurzen Transportwegen und damit nach Frische und Qualität gerecht wird. Es sollte aber auch eine Lücke in der Versorgung der Region mit heimisch erzeugtem Schweinefleisch geschlossen werden. Dies auch vor dem Hintergrund, dass die Region Rhein-Neckar über keinen weiteren Schlachthof verfügt.


„Wir bedauern sehr, diesen schweren Schritt gehen zu müssen. Wir waren mit unserem Leistungsspektrum erfolgreich unterwegs, aber wir sehen heute bessere Chancen für eine Sanierung als zuzuwarten“, erklärt Geschäftsführer Michael Hocker.


„Der allgemeine Preisdruck und die Belastungen aus hohen laufenden Kosten setzten der Regio Schlachthof GmbH zu. Corona hat sicherlich einen Anteil, ist aber nicht alleinige Ursache für die eingetretene Situation. Der Schlachthof hat eine hohe Bedeutung für die Region und bei der Umsetzung des allgemeinen Wunsches nach Regionalität und Qualität. Ich sehe daher auch eine Daseinsberechtigung für das Unternehmen und halte es für realistisch, die Regio Schlachthof durch einen Insolvenzplan zu sanieren“, betont der Generalbevollmächtigte Martin Wiedemann. Hierzu bedürfe es nun eines konstruktiven Zusammenwirkens der wesentlichen Beteiligten, so Wiedemann. „Die Löhne und Gehälter der Mitarbeiter sind für drei Monate durch das Insolvenzgeld gesichert. Die Bundesagentur für Arbeit hat unserem Antrag zugestimmt. Dies gibt uns den notwendigen zeitlichen Spielraum, um die Sanierungspläne erfolgreich umzusetzen“, erklärt Wiedemann.



Über die Regio Schlachthof GmbH

Die Regio Schlachthof GmbH basiert auf einer Initiative privater Unternehmer zur Fortführung der Schlachttradition am Standort Mannheim. Der Schlachthof setzte den zuvor geschlossenen Betrieb der FVZ Mannheim fort, um die Belieferung der Region mit frischem Schweinefleisch zur Herstellung qualitativ hochwertiger Spezialitäten sicherzustellen. Der Umsatz betrug im vergangenen Jahr 2,8 Millionen Euro. Regio Schlachthof beschäftigt 27 Mitarbeiter in Mannheim.


Über ERNESTUS und den Generalbevollmächtigen

Seit mehr als zwei Jahrzehnten agiert ERNESTUS bundesweit, derzeit mit 11 Berufsträgern an Standorten in Mannheim, Darmstadt, Heilbronn, Frankfurt und Augsburg. Seit der Gründung 1995 hat sich die Kanzlei konsequent auf das Insolvenz-, Sanierungs- und Wirtschaftsrecht ausgerichtet. Die Beratung von Unternehmen in der Krise und deren Gläubigern, die Insolvenzverwaltung sowie die Zusammenarbeit mit Kreditinstituten haben das Profil von ERNESTUS geprägt. ERNESTUS hat sich auf die Übernahme von Insolvenz- und Sachwaltungen, sowie die Beratung von Unternehmen in Krisensituationen spezialisiert.

Rechtsanwalt Martin Wiedemann ist Partner von ERNESTUS. Seit über 20 Jahren ist er als Insolvenz- / Sachwalter und Sanierungsberater tätig und ist als Sanierungsexperte bekannt. Im vergangenen Jahr beriet er die SRHKliniken insolvenzrechtlich bei der Übernahme der Klinikum Burgenlandkreis. Die Firma Gumasol in Germersheim führte er mehrere Jahre als Insolvenzverwalter fort. Rechtsanwalt Martin Wiedemann berät zahlreiche mittelständische Unternehmen und deren Gesellschafter und Geschäftsführer bei der Sanierung und im Insolvenzverfahren.


Über den Sachwalter

SZA Schilling, Zutt & Anschütz Rechtsanwaltsgesellschaft mbH
Schilling, Zutt & Anschütz ist seit beinahe einem Jahrhundert eine der angesehensten deutschen Wirtschaftssozietäten. Mit rund 100 Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälten sowie Büros in Frankfurt, Mannheim, München und Brüssel berät die Sozietät nationale und internationale Mandanten zu komplexen wirtschaftsrechtlichen Fragestellungen, insbesondere in den Bereichen Gesellschaftsrecht, M&A, Compliance, Kapitalmarktrecht, Real Estate, Insolvenzrecht, Arbeitsrecht, Kartellrecht, Gewerblicher Rechtsschutz, Prozessrecht, Steuerrecht, Private Clients sowie Öffentliches Recht.


Rechtsanwalt Thomas Oberle ist Partner von SZA. Seit über 30 Jahren ist er tätig als Insolvenzverwalter,Eigenverwalter / Sachwalter nach ESUG, Treuhänder und Berater von Unternehmen im Krisen- bzw. Vorinsolvenzzeitraum. Er verfügt über langjährige Erfahrung als Verwalter in Großverfahren insbesondere bei der Fortführung von Unternehmen während der Insolvenz und bei ihrer Sanierung durch Übertragung oder durch einen Insolvenzplan. In 2020 war er als Insolvenzverwalter verantwortlich für die Markthaus - Recycling Kaufhaus Mannheim gGmbH, die in einem Insolvenzplanverfahren saniert und gerettet wurde.


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