Erfolgreicher Start des Düsseldorfer Restrukturierungsforums
Mehr als 120 erfahrene Insolvenzverwalter, Rechtsanwälte, Sanierungsberater und weitere am Sanierungsprozess Beteiligte trafen sich im Düsseldorfer Industrie-Club.
Das erste Düsseldorfer Restrukturierungsforum am 18. April 2013 war ein voller Erfolg. Mehr als 120 erfahrene Insolvenzverwalter, Rechtsanwälte, Sanierungsberater und weitere am Sanierungsprozess Beteiligte trafen sich im Düsseldorfer Industrie-Club. Das Thema der Auftaktveranstaltung lautete: „Gläubigereinfluss auf die Verwalterbestellung und Gerichtsreaktionen“.
Wer könnte in dieses Thema besser einführen als einer der renommiertesten Insolvenzverwalter Deutschlands: Horst Piepenburg, Piepenburg - Gerling Rechtsanwälte, beleuchtete in seinem Impulsreferat die Veränderungen in der praktischen Gestaltung von Insolvenzverfahren, wie sie sich aus den erweiterten Möglichkeiten seit Inkrafttreten des ESUG ergeben. Gleich zu Beginn stellte er klar: „Die Beteiligten müssen sich auch 14 Monate nach Einführung des neuen Gesetztes noch finden“. Neben harten Fakten seien ihm die weichen Faktoren besonders wichtig. Aus seiner Sicht sind Berater gut beraten, wenn sie nicht aggressiv oder überheblich auftreten, denn Druck sei immer schlecht. Außerdem sollten sie ihre Anträge transparent und glaubwürdig gestalten und Verwalter vorschlagen, die das Gericht schon kennt. Damit schaffe man für die Richter ein Wohlfühlen. Und das dürfe man einem Richter auch ruhig gönnen. Damit hatte Piepenburg das Wort das Abends geprägt: „Wohlfühlen“.
Die anschließende Podiumsdiskussion, moderiert von Burkhard Jung von der hww Unternehmensberater GmbH, war neben Piepenburg mit weiteren namhaften Referenten besetzt: Klaus Kremers (Partner bei der Roland Berger Strategy Consultants GmbH), Nicole Langer (Richterin am Amtsgericht Aachen), Dr. Rainer Riggert (Rechtsanwalt bei der Schultze & Braun GmbH Rechtsanwaltsgesellschaft Wirtschaftsprüfungsgesellschaft). In der Diskussion sprachen alle vier Referenten immer wieder davon, wie wichtig es sei, dass sich alle am Sanierungsprozess Beteiligten – so weit möglich – wohlfühlen sollten.
Richterin Nicole Langer berichtete aus ihren Erfahrungen am Amtsgericht Aachen. Für sie ist das ESUG Ergebnis einer Unzufriedenheit der Gläubiger mit der Auswahl des Verwalters durch die Gerichte. Ob die Auswahl nun besser sei, bezweifelt sie, weil die Gläubiger aus ihrer Erfahrung nunmehr grundsätzlich keine anderen Verwalter wählen als die Gerichte zuvor. Äußert das Gericht Einwände gegen einen vorgeschlagenen Verwalter, so können – und das sei auch gut so – nur harte Fakten wie beispielsweise die Präsenz im Verfahren durch Ortsnähe oder die derzeitige Auslastung eines Verwalterbüros zählen. Das führe zu einer Objektivierung. Die gestärkte Rolle der Gläubiger befürwortet sie: „Das ESUG ist ein Gläubigerverfahren. Und es ist ein großer Gewinn, wenn erreicht wird, dass sich die Gläubiger durch ihre höhere Integration besser mit dem Verfahren identifizieren können und sich so auch wohlfühlen“, erklärte Langer.
Die Arbeit mit den durch das ESUG gestärkten Gläubigern kann sich manchmal schwierig gestalten: „Wir haben keinen Anspruch auf kluge Gläubiger. Es gibt zertifizierte Verwalter und Berater bald auch. Aber zertifizierte Gläubiger leider nicht“, so Piepenburg. Daher sieht er eine seiner Aufgaben darin, die Gläubiger entsprechend fortzubilden. Doch es gibt aus seiner Sicht auch positive Entwicklungen: „Die Professionalität auf Seiten der Gläubiger hat zugenommen“. Sie bringen sich mehr ein, stellen mehr Fragen. Auch für Klaus Kremers ist die Kommunikation und Abstimmung mit den Gläubigern das A und O: „Unsere Aufgabe ist es, auf die einzelnen Befindlichkeiten einzugehen. Nur im Dialog können wir erreichen, dass beispielsweise Gläubiger vom Gegner eines Insolvenzplans plötzlich zu dessen Befürwortern werden“.
Der Einbezug der Gläubiger ist für alle ein entscheidender Faktor für den Erfolg eines Verfahrens. Doch daneben spielen auch die Qualität des Managements und die gute Vorbereitung des Insolvenzantrags eine wichtige Rolle. Und vor allem der letzte Aspekt ist sehr wichtig, denn „nur durch eine gute Vorbereitung kann Druck vermieden oder verringert werden“, so Dr. Rainer Riggert. Es sollte einfach so wenig Druck wie möglich ausgeübt werden – egal in welche Richtung.
Eine positive Erkenntnis aus der Podiumsdiskussion: Die Schuldner wachen viel früher auf. Damit sei ein Ziel erreicht worden, was der Gesetzgeber mit dem ESUG verfolgt hatte: Unternehmen wachen rechtzeitig auf, so dass sie noch gerettet werden können. Das gelte vor allem für kleinere Unternehmen.
Am Ende des Abends waren sich alle einig: „Das ESUG ist der richtige Weg“, wie es Dr. Riggert treffend zusammenfasste.
Die Veranstalter des Düsseldorfer Restrukturierungsforums – Deloitte, hww wienberg wilhelm, SK Dienstleistungs GmbH, Taylor Wessing und White & Case – waren sehr zufrieden mit dem großen Zuspruch: „Die hohe Teilnehmerzahl hat uns gezeigt, dass wir mit unserer Veranstaltung in die heutige Zeit passen und das Interesse groß ist“, freute sich Stephanie Paris von der SK Dienstleistungs GmbH, die mit ihren einleitenden Worten die Veranstaltung eröffnet hatte. Im Herbst findet die nächste Ausgabe des Düsseldorfer Restrukturierungsforums statt.
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