Weltweite Investorensuche für VISEON Bus – Bushersteller braucht starken Partner für Fortbestand
Die Investorensuche für VISEON Bus, den weltweit renommierten Hersteller von Bussen und Nischenfahrzeugen, läuft auf Hochtouren.
„VISEON hat eine starke hochtechnologische Substanz, qualifizierte Mitarbeiter und moderne Fertigungsanlagen in Pilsting. Für das Überleben aber ist ein starker, international tätiger Investor notwendig, der das Unternehmen mit Aufträgen und im Vertrieb unterstützen kann “, machte der vorläufige Insolvenzverwalter über das Vermögen der VISEON Bus GmbH, Dr. Michael Jaffé, gestern bei einer Mitarbeiterversammlung in Pilsting deutlich.
Deshalb wurde bereits Kontakt zu über 60 potentiellen Interessenten aufgenommen. „Es gibt erste Interessenbekundungen, aber es ist noch zu früh diese zu bewerten. Wir treiben den Investorenprozess mit Hochdruck voran, aber der Ausgang ist völlig offen“, betonte der vorläufige Insolvenzverwalter.
Eine erste Bestandsaufnahme habe ergeben, dass die wirtschaftliche Situation des Betriebes sehr schwierig sei. VISEON habe 2012 bei Umsätzen von rund 34 Mio. Euro erhebliche Verluste gemacht, was für ein Unternehmen in der Wachstumsphase auch typisch sei. „VISEON ist allein aber zu klein, die produzierte Menge an Bussen ist derzeit zu gering. um nachhaltig wirtschaftlich zu sein. In der aktuellen Situation macht das Unternehmen monatlich Verlust. Deshalb müssen wir das Unternehmen betriebswirtschaftlich neu aufsetzen und nach Möglichkeit einen Partner gewinnen, der für die entsprechenden Skaleneffekte in der Produktion sorgt“, so Jaffé.
Derzeit werden im Werk in Pilsting noch einzelne Busse endgefertigt. Aufgrund der fehlenden Liquidität konnte seit mehreren Wochen kein neues Material für die Produktion mehr beschafft werden. Deshalb war die Neuproduktion schon Wochen vor der Insolvenzantragstellung am 26. April 2013 zum Erliegen gekommen. „Wir arbeiten derzeit nur die Aufträge ab, die zumindest kostendeckend sind und mit denen wir kurzfristig Liquidität generieren können“, so Geschäftsführer Joachim Reinmuth. „Wir sprechen mit einigen Kunden jedoch auch über Neuaufträge, um damit eine gute Ausgangsbasis zu schaffen für den Neustart“.
Die Lohn- und Gehaltszahlungen an die aktuell rund 280 Mitarbeiter in Pilsting sind noch bis Ende Juni über die Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes gesichert.
Hintergrundinformationen:
Die VISEON Bus GmbH entwickelt und produziert am Standort Pilsting Reisebusse, Doppeldecker, Linienbusse mit elektrischem Antrieb sowie Flughafenbusse. Dank dieser Mischung aus sehr unterschiedlichen Nischenfahrzeugen konnte VISEON die aktuell schwache Marktentwicklung im Segment der Reisebusse ausgleichen. Die durch den ehemaligen NEOPLAN-Chef Joachim Reinmuth neugegründete VISEON hatte im Frühjahr 2009 das Werk in Pilsting mit mehr als 200 Mitarbeitern übernommen.
Wenig später war Ernö Bartha als Mitgesellschafter und GeschaÅNftsführer zu VISEON gestoßen. Seither hat der Bushersteller ein rasantes Wachstum erlebt: In den Jahren 2010 und 2011 war der Umsatz jeweils um rund 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr, im Jahr 2012 noch um 20 Prozent auf rund 34 Millionen Euro gestiegen. Im Sommer 2012 war die chinesische Youngman-Gruppe als Mehrheitsgesellschafterin bei VISEON eingestiegen.
Seit 2009 hat VISEON mehrere Millionen Euro in neue Produktionsanlagen sowie in die Entwicklung neuer Fahrzeuge investiert. So stellte das Unternehmen innerhalb von drei Jahren nicht nur eine komplette, neue Reisbusbaureihe mit vier verschiedenen Modellen vor, sondern auch einen Niederflurdoppeldecker, der wegen seiner gelungenen Konstruktion, seiner Qualität und seiner Alleinstellung am Markt sehr gute Verkaufserfolge erzielt. Auch die Flughafenbusse, die VISEON unter der Marke NEOPLAN fertigt und weltweit vertreibt, wurden technisch weiterentwickelt. Auf der IAA Nutzfahrzeuge 2012 hatte VISEON eine Studie eines vollelektrisch angetriebenen Linienbusses mit innovativer Ladetechnik vorgestellt. Die VISEON Bus GmbH musste jedoch am 26. April 2013 Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens stellen, weil zugesagte Finanzierungsmittel ausblieben.
Der Münchner Fachanwalt für Insolvenzrecht und Sanierungsexperte Dr. Michael Jaffé wurde daraufhin vom Amtsgericht Passau zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Die Kanzlei JAFFÉ Rechtsanwälte Insolvenzverwalter ist auf komplexe Insolvenzverfahren mit Konzernstrukturen von überregionaler Bedeutung und insbesondere Hochtechnologieunternehmen spezialisiert. Sie zählt heute mit 35 Anwälten an sieben Standorten zu den führenden Kanzleien auf dem Gebiet der Insolvenzverwaltung, des Insolvenzrechts, des Prozessrechts sowie den damit im Zusammenhang stehenden Rechtsgebieten in Deutschland. Zu den national und international bekanntesten Insolvenzverfahren von Dr. Michael Jaffé zählen neben Qimonda der europäische Medienkonzern KirchMedia sowie die deutschen Tochtergesellschaften der Petroplus-Gruppe, des größten unabhängigen Raffineriebetreibers in Europa. Darüber hinaus gelang es ihm, in den letzten Jahren unter anderen die Sanierung des Wohnwagen-Produzenten Knaus Tabbert, der Grob Aerospace sowie der Cinterion Wireless Modules Holding GmbH erfolgreich abzuschließen.
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