27.12.2013 - Kategorie "Insolvenzverfahren"

Weiter Grund zur Hoffnung für Leiterplattenhersteller Greule : Erste Interessenten im Datenraum

Greule ist insolvent

Es gibt erste Interessenten für eine Übernahme des seit Ende Oktober insolventen Leiterplattenherstellers Greule.


 

Es gibt erste Interessenten für eine Übernahme des seit Ende Oktober insolventen Leiterplattenherstellers Greule. „Wir haben jetzt den Datenraum für die potenziellen Investoren geöffnet. Gleichzeitig werden wir den Betrieb auch nach der voraussichtlichen Eröffnung des Insolvenzverfahrens Anfang Januar weiter fortführen. Es gibt also weiter Grund zur Hoffnung“, konnte der vom Amtsgericht Pforzheim bestellte vorläufige Insolvenzverwalter, Marc Schmidt-Thieme von der Kanzlei Hoefer I Schmidt-Thieme den Mitarbeitern am Dienstag bei einer vorweihnachtlichen Betriebsversammlung mitteilen.

 

Da zum Jahreswechsel auch der Insolvenzgeldzeitraum endet, erhalten die Mitarbeiter ab 1. Januar 2014 auch wieder ihre regulären Lohn- und Gehaltszahlungen. Die muss Greule allerdings selbst erwirtschaften. „Positiv ist, dass die Top-Kunden Greule die Treue gehalten haben und weiter zum Unternehmen stehen. Wir können den Betrieb jedoch auch nur dann fortführen, wenn wir zumindest kostendeckend arbeiten. So müssen die Kosten der Umsatzentwicklung angepasst werden, das macht gegenwärtig leider auch die Freistellung von 20 Mitarbeitern notwendig. Wir haben diese Maßnahme mit dem Betriebsrat abgestimmt und dies den betroffenen Kollegen auch mitgeteilt“, so Schmidt-Thieme weiter.

 

In den zwei Monaten des vorläufigen Insolvenzverfahrens war es dem Sanierer gelungen, den Betrieb trotz der schwierigen Marktlage zu stabilisieren. Mit den Lieferanten und Kunden konnten Vereinbarungen getroffen werden, die die Fortführung auch nach der voraussichtlichen Eröffnung des Insolvenzverfahrens möglich machen. „Wir können den potenziellen Investoren also einen lebenden und voll funktionsfähigen Betrieb präsentieren. Das ist ein großes Plus“, betonte Schmidt-Thieme.

 

Weltweit wurden in den vergangenen Wochen mehr als 100 potenzielle Investoren kontaktiert. Davon haben die ersten bereits Vertraulichkeitserklärungen unterzeichnet und sich daraufhin in dem eigens dafür eingerichteten Datenraum ein umfassendes Bild des Leiterplattenherstellers gemacht. „Wir hoffen, dass daraus erste, noch unverbindliche Angebote entstehen und wir dann vielleicht schon im Laufe des Januars in Verhandlungen darüber eintreten können. Über die Erfolgschancen lässt sich zu diesem Zeitpunkt noch nichts sagen“, machte Schmidt-Thieme weiter deutlich.

 

Fest steht jedoch, dass die Produktion bei dem traditionsreichen Leiterplattenhersteller nach den am 23. Dezember beginnenden Weihnachts-Betriebsferien am 7. Januar 2014 in den beiden Werken Engelsbrand und Langenbrand wieder anlaufen wird.

 





Weitere Informationen:

Das 1954 von Fritz Greule gegründete Unternehmen produziert an den Standorten Engelsbrand und Langenbrand Leiterplatten vor allem für die Anwendungsbereiche Antriebstechnik und Medizintechnik sowie für Photovoltaik, Maschinenbau, Kommunikations-, Mess- und Regeltechnik. Etwa 80 Prozent des Umsatzes von zuletzt rund 12 Mio. Euro werden in Deutschland erwirtschaftet, 20 Prozent auf dem europäischen Markt. Greule befand sich bereits vor dem Insolvenzantrag in der Restrukturierung, nachdem bedingt durch den Niedergang der Photovoltaik-Industrie in Deutschland und den Ausfall einiger Kunden die Umsätze seit 2011 rückläufig waren. Bis dahin waren Zulieferungen von Leiterplatten für die Photovoltaik-Branche ein Wachstumstreiber. Noch 2011 hatte man im Zusammenhang damit Modernisierungen des Maschinenparks und Kapazitätserweiterungen vorgenommen. Der Insolvenzantrag war Ende Oktober 2013 notwendig geworden, nachdem Gespräche über die Verlängerung der Finanzierung aus Sicht des Unternehmens überraschend gescheitert waren. Zu diesem Zeitpunkt beschäftigte das Unternehmen noch 113 Mitarbeiter.



Die Kanzlei Hoefer I Schmidt-Thieme ist mit neun Standorten bundesweit tätig und auf Sanierungen im Zuge von Insolvenzverfahren spezialisiert. Zu den bekanntesten Insolvenzverwaltungen und Sanierungen von Hoefer I Schmidt-Thieme zählen die international tätigen Konzerne AKsys und Robert Sihn (Automobilzulieferer) sowie ATS (Felgenhersteller), Friedmann-Stahl, Livingston Electronic Services, Pfirmann-Bau, der Instrumentenhersteller Schreiber & Keilwerth sowie der Internationale Club e.V. Baden-Baden (Galopprennsport). Zuletzt gelang Hoefer I Schmidt-Thieme auch die Sanierung der NDT Systems & Services AG, des Pforzheimer Traditionsunternehmens Hermann Umweltservice und der Neulinger ROB Unternehmensgruppe unter Erhalt aller Arbeitsplätze.

 

 



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