17.05.2023 - Kategorie "Insolvenzverfahren"

W. Schillig saniert sich in Eigenverwaltung

PolstermöbelHersteller W. Schillig startet Insolvenz in Eigenverwaltung

Die Geschäftsführung der Willi SCHILLIG Polstermöbelwerke GmbH & Co. KG hat am vergangenen Freitag einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung beim Amtsgericht Coburg gestellt.


Dementsprechend wurde am 15. Mai 2023 die vorläufige Eigenverwaltung angeordnet und Rechtsanwalt Joachim Exner zum vorläufigen Sachwalter bestellt. Der Geschäftsbetrieb wird ohne Unterbrechung fortgeführt.


Erik Stammberger, Enkel des Firmengründers Willi Schillig und CEO, sagt dazu: „Die Entscheidung, mit der Firma in die Eigenverwaltung zu gehen, war für uns sowohl geschäftlich als auch persönlich eine äußerst schwierige, aber leider notwendige Maßnahme. Wir sind von der Qualität unserer Produkte überzeugt und kämpfen um die Zukunft des Unternehmens. Die wirtschaftspolitischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich leider massiv verändert. Eine kostendeckende Fertigung ist auf der jetzigen Basis dauerhaft nicht mehr möglich. Unser Ziel ist es, W.SCHILLIG trotz aller Krisen zukunftssicher zu machen. Nun müssen wir unser Geschäft den jetzigen Gegebenheiten anpassen und den vor dem Hintergrund der Krisen der letzten drei Jahre notwendig gewordenen Weg der Restrukturierung konsequent weiter-verfolgen. Wir sind überzeugt, dass wir gestärkt aus diesem Prozess hervorgehen und weiterhin hochwertige Polstermöbel produzieren werden, die unsere Kunden schätzen und lieben.“


Gesamtwirtschaftliches Umfeld seit Jahren schwierig

Bereits seit Beginn der Corona Pandemie steckte der Möbelmarkt in starken Turbulenzen. W.SCHILLIG hatte mit zwei Lockdowns, signifikant steigenden Energiepreisen und exorbitant in die Höhe schnellenden Rohstoffpreisen zu kämpfen.

Ganz aktuell macht die extreme Kaufzurückhaltung dem Hersteller schwer zu schaffen. In den letzten Wochen war die Nachfrage nach Polstermöbeln nochmals extrem eingebrochen. Erschwerend kommt die Saisonkurve dazu, denn in den warmen Monaten werden nochmals weniger Möbel gekauft, das sogenannte ‚Sommerloch‘ steht also noch bevor.

Die immer noch ungeklärten Fragen im Hinblick auf sichere Energieversorgung sowie die geopolitischen Unsicherheiten drücken die Stimmung zusätzlich. Diese Gegebenheiten haben die bereits erfolgreich betriebene Restrukturierung immer wieder ausgebremst und machen eine Fortführung des Geschäfts auf der jetzigen Basis schlicht und einfach unmöglich. Mit Einleitung der Eigenverwaltung soll der begonnene Sanierungsprozess des oberfränkischen Polster-Players nun beschleunigt fortgesetzt und zum Erfolg werden.


Eigenverwaltung als Chance

Die Eigenverwaltung ist ein gerichtliches Sanierungsverfahren zum Erhalt von Unternehmen. Der Unternehmer führt ‒ unter Aufsicht eines Sachwalters und unterstützt durch erfahrene Restrukturierungsexperten ‒ die Gesellschaft selbst durch das Verfahren. Mit der Anordnung der vorläufigen Eigenverwaltung sind Ole Brauer und Alexander Reus von der Kanzlei Anchor Rechtsanwälte als Sanierungsgeschäftsführer in die Geschäftsleitung eingetreten. Unterstützt werden sie durch die Restrukturierungsberater von operations+ sowie WAYES. Als Sachwalter bestellte das Gericht Herrn Joachim Exner von der Kanzlei Dr. Beck & Partner. In den kommenden Wochen wird in Zusammenarbeit mit allen Verantwortlichen an einem umfassenden Sanierungskonzept gearbeitet. 


Kunden können weiterhin bestellen

Das operative Geschäft der Willi Schillig Polstermöbelwerke wird daher auch während des Verfahrens nahtlos weiterlaufen. 


Die aktuell 230 Mitarbeiter am Standort Frohnlach wurden bereits über die aktuelle Situation informiert. Löhne und Gehälter der Mitarbeiter werden bis Ende Juli durch das Insolvenzgeld ersetzt. Das Unternehmen wird weiter produzieren und seine Lieferverpflichtungen gegenüber den Kunden erfüllen. Die Kunden können ihre Bestellungen aufgeben und erhalten ihre Ware wie gewohnt. Ziel ist es, das Unternehmen bis zum Spätherbst über einen Insolvenzplan bilanziell zu sanieren und langfristig die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.


„Wir konzentrieren uns in einem herausfordernden Umfeld darauf, das Traditionsunternehmen an den Anforderungen des Marktes und der Kunden auszurichten. So werden wir in Zukunft noch stärker unsere Sortimente aktualisieren, Prozesse verschlanken und leider auch am Standort in Frohnlach personelle Anpassungen vornehmen müssen.“, führt Erik Stammberger weiter aus. „Die konkreten Sanierungsmaßnahmen erarbeiten wir aktuell gemeinsam mit erfahrenen Experten und werden unsere Mitarbeiter umgehend informieren, sobald diese feststehen.“


Fortführung des Unternehmens im Blick

„Auf Basis der in den letzten Tagen gewonnenen Erkenntnisse und nicht zuletzt aufgrund des klaren Commitments des Gesellschafters zu seinem Unternehmen sind wir zuversichtlich, dass wir mit Unterstützung der Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten sowie unter Aufsicht des Sachwalters einen rechtssicheren Sanierungsprozess erfolgreich gestalten können,“ erklärt Ole Brauer.


Erik Stammberger unterstreicht: „Meine ganze Familie war in drei Generationen immer mit Leidenschaft dabei, denn unser Herz schlägt für Sofas. Dies wollen wir mit allem Engagement auch weiterhin tun und die Menschen am Mittelpunkt ihres Zuhauses glücklich machen.“




Über uns

Die Erfolgsgeschichte der Willi Schillig Polstermöbelwerke begann 1949 als k leine K orbmacherei. Heute zählt das Familienunternehmen – mittlerweile in der dritten Generation – zu den führenden, international agierenden Polstermöbelunternehmen mit Stammsitz im oberfränkischen Ebersdorf-Frohnlach.

Die Traditionsfirma lässt an verschiedenen Standorten handwerklich perfekt gearbeitete Sofas, Liegen und Sessel mit außergewöhnlichem Sitzkomfort entstehen. Ein Sitzkomfort, in dem das Wissen und die Innovationen von mehr als 70 Jahren Erfahrung stecken. Hochwertige Materialien sowie eine umfassende Leder- und Stoffkompetenz sind die Basis für funktionale und nachhaltige Möbel, konzipiert für Menschen, die Wert auf Design, Komfort und Lifestyle legen.


Über Anchor

Anchor ist ein Hybrid aus Anwaltskanzlei und Unternehmensberatung. Mit 15 Standorten und rund 150 Mitarbeitern in den Bereichen Insolvenz und Sanierung gehört die Kanzlei deutschlandweit zu den großen Restrukturierungseinheiten. Anchor hat zahlreiche größere Unternehmen in und außerhalb der Insolvenz begleitet und saniert. Die Rechtsanwälte von Anchor werden regelmäßig als Insolvenzverwalter, Sachwalter oder als Sanierungsgeschäftsführer in Insolvenz-, Eigenverwaltungs- und Schutzschirmverfahren vorgeschlagen und bestellt. In Beratungsmandaten verbindet Anchor rechtliche Kompetenz mit betriebswirtschaftlichem Know-how.


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