Kein Investor für die gesamte KLiNGEL Gruppe
Gläubigerausschuss beschließt Auslauf des Betriebs - Geschäftsbetrieb des Versandhändlers wird bis Ende Januar 2024 fortgeführt
Für die KLiNGEL Gruppe als
Ganzes konnte trotz intensiver Bemühungen kein Investor gefunden werden. Die
Unternehmensgruppe wird den Geschäftsbetrieb bis Ende Januar 2024 fortführen.
Anschließend muss der Geschäftsbetrieb des Multichannel-Distanzhändlers
eingestellt werden. Das hat der Gläubigerausschuss mit Zustimmung des
Sachwalters auf Vorschlag der Eigenverwaltung beschlossen. Die KLiNGEL Gruppe
befindet sich seit Mai 2023 in einem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung.
Hauptgesellschaft der Unternehmensgruppe ist die K - Mail Order GmbH & Co.
KG. Die Geschäftsaktivität der SCHNEIDER GmbH & Co. KG ist von der
Einstellung des Geschäftsbetriebs nicht betroffen.
In den kommenden Monaten können alle Kundinnen und Kunden ihre Bestellungen
weiter aufgeben und werden ihre Waren erhalten. Auch die Abwicklung von
Retouren sowie alle sonstigen Serviceleistungen sind bis ins Frühjahr 2024
sichergestellt. Sämtliche Lieferanten und Dienstleister des
Eigenverwaltungsverfahrens werden weiterhin bezahlt.
Es gibt einige Interessenten, die einzelne Marken und Onlineshops der KLiNGEL Gruppe
weiterführen und ab Anfang 2024 unter eigener Regie weiterbetreiben wollen.
Hierzu laufen derzeit Gespräche mit strategischen Investoren über den Erwerb
der Markenrechte, Onlineshops, Kundenlisten und aller sonstigen Vermögenswerte.
Einen Betriebsübergang wird es dabei nicht geben.
Unternehmensgruppe erzielt Verluste
Eine dauerhafte Fortführung des Geschäftsbetriebs ist ohne Investorenlösung
nicht möglich. Angesichts der schwierigen Branchen- und Unternehmenssituation
ist jedoch kein Interessent bereit, in die Unternehmensgruppe als Ganzes zu
investieren und diese auf Basis der ausgearbeiteten Sanierungskonzepte
fortzuführen.
Gemeinsam mit Branchenexperten erarbeitete die Geschäftsführung der KLiNGEL
Gruppe in den vergangenen Monaten verschiedene Sanierungskonzepte. Viele
Maßnahmen wurden seit Frühjahr 2023 umgesetzt oder vorbereitet. Für die
Repositionierung des Geschäftes wurden Investorenkonzepte erarbeitet sowie neue
Geschäftsfelder eruiert. Trotz erheblicher Kostenreduktionen erzielt die Unternehmensgruppe
aber weiterhin Verluste. Da die in 2023 eingeleiteten Maßnahmen überwiegend
erst in 2024 wirken, ist im aktuellen Geschäftsjahr kein Break-even zu
erreichen.
Von der rückläufigen Branchenentwicklung ist die KLiNGEL Gruppe mit einem
zweistelligen Umsatzrückgang überproportional betroffen. Zudem hat die
Umstellung der IT-Systeme, die im zweiten Halbjahr 2022 umgesetzt wurde, den
Geschäftsbetrieb erheblich beeinträchtigt und die Umsatz- sowie
Ergebnisentwicklung in den ersten Monaten 2023 zusätzlich belastet. Die
Optimierung der IT-Prozesse wurde als wichtiger Faktor der Sanierung
betrachtet. Die vergangenen Wochen haben verdeutlicht, dass eine erhebliche
Verbesserung der Unternehmenssituation kurzfristig nicht realisierbar ist, auch
wenn sich das Geschäft zuletzt erholt hat. Das Umsatzniveau der Gruppe wird
sich aufgrund der anhaltend schwierigen konjunkturellen und
branchenwirtschaftlichen Situation kurz- bis mittelfristig nicht ausreichend
verbessern. Auch mit umfassenden Kostenmaßnahmen ist keine Alleinfortführung
für die Unternehmensgruppe möglich.
Die über 1.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der K - Mail Order GmbH &
Co. KG wurden heute über die Entscheidung für die Auslaufproduktion informiert.
Das Eigenverwaltungsteam hat die notwendigen Maßnahmen zur Fortführung des
Geschäftsbetriebs in den kommenden Monaten eingeleitet. Zugleich haben die
Verantwortlichen in den vergangenen Tagen Gespräche mit den
Arbeitnehmervertretern geführt und einen Sozialplan sowie Interessenausgleich
abgeschlossen. Damit wurden sozialverträgliche Lösungen für die Beschäftigten
erzielt. Zudem werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Jobsuche
unterstützt.
Die Geschäftsführung der KLiNGEL Gruppe sagt: „Wir haben in den vergangenen
Monaten zahlreiche Maßnahmen ergriffen und alle Sanierungsoptionen für die
KLiNGEL Gruppe geprüft. Für den Erhalt der Gruppe als Ganzes hätten wir einen
finanzstarken Investor gebraucht, aber leider gibt es keine Investorenlösung,
sodass die Einstellung des Betriebs beschlossen wurde. Diese Entscheidung ist
uns allen nicht leichtgefallen, aber es gibt leider keine Alternative. In den
kommenden Monaten werden wir im Interesse der Gläubiger, der Kundinnen und
Kunden sowie der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das Eigenverwaltungsverfahren
bestmöglich fortführen.“ CRO Marcus Katholing und CFO Cord Henrik Schmidt
werden die KLiNGEL Gruppe in den kommenden Monaten leiten. CEO Dr. Sven Axel
Groos und CDO Sven Christian Andrä verlassen das Unternehmen.
Eigenverwaltung läuft weiter
Das vom Amtsgericht Karlsruhe am 1. August 2023 eröffnete Insolvenzverfahren in
Eigenverwaltung läuft unterdessen weiter. Der Multichannel-Distanzhändler wird
den Geschäftsbetrieb im Rahmen des Verfahrens fortsetzen. Hierbei wird das
Unternehmen weiterhin von der Restrukturierungsgesellschaft PLUTA unterstützt.
Als Sachwalter ist Rechtsanwalt Martin Mucha von der überregional tätigen
Kanzlei GRUB BRUGGER tätig. Er begleitet die Eigenverwaltung im Interesse der
Gläubiger. Die Gehälter der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind für die
kommenden Monate gesichert, Geschäftspartner erhalten weiter ihre Zahlungen.
Die Unternehmensgruppe wird sich in den kommenden Monaten darauf fokussieren,
die Herbst/Winter Kollektion 2023/2024 zu verkaufen. Dazu werden bis voraussichtlich
Ende Januar 2024 die bestehenden Online- und Print-Vertriebskanäle unverändert
fortbetrieben.
Die Geschäftsaktivitäten der SCHNEIDER GmbH & Co. KG sind von der
Entscheidung nicht betroffen. Die Gesellschaft der Gruppe befindet sich
ebenfalls in einem Eigenverwaltungsverfahren. Aktuell laufen hier Gespräche mit
Investoren, die den Erhalt des Unternehmens ermöglichen können.
KLiNGEL Gruppe betreibt bekannte Marken
Die Firmengruppe mit Sitz in Pforzheim wurde 1923 gegründet und entwickelte
sich vom klassischen Katalog-Versender zum internationalen
Multichannel-Distanzhändler mit Fokus auf das Online-Geschäft. Zahlreiche
Marken gehören zum Unternehmen. Dazu zählen die Marken KLiNGEL, WENZ und MONA
für Damenmode, die Männerbekleidungsmarke BABISTA, der Schmuckanbieter DIEMER,
die Plus-Size-Modeanbieter HAPPYsize, MIAMODA und Meyermode sowie der
Schuh-Versender Vamos und die Gesundheitsmarke WELLSANA. Gemeinsame Zielgruppe
der Marken sind Best Ager.
Die Umsatzerlöse der Gruppe lagen im noch mit positivem Ergebnis
abgeschlossenen Jahr 2021 bei knapp 1 Milliarde Euro. Die K - Mail Order GmbH
& Co. KG ist die Hauptgesellschaft der Gruppe. Neben der K - Mail Order
GmbH & Co. KG befinden sich auch die Hamburger Tochtergesellschaften
IMPRESSIONEN Versand GmbH und die SCHNEIDER GmbH & Co. KG in einem
Eigenverwaltungsverfahren. Während bei IMPRESSIONEN die Einstellung der
Geschäftsaktivitäten in Hamburg schon vor Insolvenzantragstellung beschlossen
war, läuft der Betrieb bei SCHNEIDER weiter.
Bei der K - Mail Order GmbH & Co. KG arbeiteten zu Verfahrensbeginn rund
1.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Mittlerweile sind dort noch über 1.300
Beschäftigte tätig. Die restlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben
beziehungsweise werden das Unternehmen auf eigenen Wunsch verlassen. Die
weiteren Gesellschaften der Firmengruppe im In- und Ausland beschäftigen
insgesamt mehr als 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und befinden sich
derzeit nicht in einem Insolvenzverfahren. Hierzu laufen noch Gespräche über
das weitere Vorgehen.
Über die KLiNGEL Gruppe
Über PLUTA
Über GRUB BRUGGER
GRUB BRUGGER ist seit über 50 Jahren eine auf das Insolvenz-, Sanierungs- und Wirtschaftsrecht spezialisierte Kanzlei, die von ihren Standorten Stuttgart, München, Frankfurt am Main und Freiburg im Breisgau aus mit gut 50 Berufsträgern bundesweit agiert. Neben der Insolvenzverwaltung, der Sachwaltung und der Eigenverwaltung berät GRUB BRUGGER krisenbefangene Unternehmen ebenso wie Gläubiger. GRUB BRUGGER gehört laut JUVE-Handbuch Wirtschaftskanzleien 2022/2023 wieder zu den führenden Kanzleien in der Insolvenz-/Sanierungsberatung sowie in der Insolvenzverwaltung/Sachwaltung. Im JUVE-Handbuch 2022/23 wurde Grub Brugger als „Kanzlei des Jahres 2022“ für den Bereich Insolvenz und Restrukturierung ausgezeichnet.
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