25.01.2023 - Kategorie "Insolvenzverfahren"

Convivo setzt Restrukturierung unter dem Schutz des Insolvenzrechts fort

Convivo geht ins Insolvenzverfahren

Antrag auf Insolvenz nach 30 Jahren - Convivo Unternehmensgruppe setzt Restrukturierung unter dem Schutz des Insolvenzrechts fort


Am 23.01.2023 hat die Convivo Unternehmensgruppe für die wesentlichen Gesellschaften Insolvenzanträge beim Amtsgericht Bremen gestellt. Das Gericht ordnete daraufhin vorläufige Insolvenzverwaltungen durch die Bestellung der Rechtsanwälte Dr. Malte Köster (Kanzlei WILLMERKÖSTER für Convivo Holding GmbH, Convivo Life GmbH) und Dr. Christoph Morgen (Kanzlei Brinkmann & Partner für Convivo Parks GmbH) an. „Im Moment verschaffen wir uns gemeinsam mit unseren Teams ein Bild vor Ort, um im Anschluss die Mitarbeitenden über die bevorstehenden Schritte im Insolvenzverfahren zu informieren“, betonten Köster und Morgen in einer ersten gemeinsamen Stellungnahme.


Die Unternehmensgruppe hat ihren Ursprung und Sitz in Bremen. Bereits seit 30 Jahren ist Convivo im Pflegemarkt aktiv, vereint über 100 Pflegeeinrichtungen mit Schwerpunkt im Nord-Westen Deutschlands und beschäftigt 4.800 Mitarbeiter:innen. Über die letzten Jahre hat sich das inhabergeführte Unternehmen unter den Herausforderungen des Marktes zu einem der größten Pflegebetreiber in Deutschland entwickelt.


Fokus auf den Menschen
Gemeinsam mit der Geschäftsleitung wurden zentrale Maßnahmen eingeleitet, um die pflegerische Versorgung weiterhin vollumfänglich sicherzustellen. Die Löhne & Gehälter der Mitarbeiter:innen konnten über das Insolvenzgeld für die Monate Januar bis März gesichert werden.


Die Unternehmensgruppe ist sich ihrer Verantwortung den Menschen gegenüber bewusst und wird die nächsten Schritte gewissenhaft begleiten. Es wurden eigene Informationskanäle für Mitarbeiter:innen, Bewohner:innen und Angehörige eingerichtet, um Nachfragen zielgerichtet beantworten zu können. „Die Unterstützung des Prozesses hat für uns oberste Priorität. So werden die Gehälter unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesichert und die Versorgung der Pflegebedürftigen aufrechterhalten.“, so Torsten Gehle, gelernter Krankenpfleger und geschäftsführender Gesellschafter der Unternehmensgruppe. „Wir wissen, dass es viele Fragen gibt, deshalb werden wir alle Beteiligten laufend informieren.“, so Gehle weiter.


Marktsituation angespannt
Convivo und die Branche befinden sich im Spannungsbogen einer national bestehenden Pflegestrukturproblematik. Der erhebliche Fachkräftemangel und verdoppelte Krankenstände aufgrund hoher Belastungen der Corona-Pandemie führten zu niedrigen Belegungszahlen. Statt der branchenüblichen Kalkulation von etwa 95% sank die Belegung zuletzt auf 70% im Bereich der stationären Pflege. Der notwendige Einsatz von Personal aus Zeitarbeitsdienstleister:innen verursachte zusätzlich überproportionale Kosten. Die Kostensteigerung der Pflegereform führte zu einem höheren Anteil Pflegebedürftiger mit staatlicher Unterstützung. Dieser Anteil ist für Betreiber:innen nicht vollständig refinanziert. Weitere Faktoren, wie steigende Energie- und Sachkosten, allgemeine Preissteigerungen und die Steigerung der indexierten Pachten brachten die seit 30 Jahren tätige Convivo Unternehmensgruppe in eine finanzielle Schieflage.


Lange gegen die Strukturkrise gestemmt
Neben dem zwischenzeitlichen Verkauf von Standorten hat die Unternehmensgruppe bis zur letzten Sekunde versucht, Beteiligungspartner zur Stabilisierung des Geschäftsbetriebs einzubinden. Nach anfänglich erfolgreichen Gesprächen kam es Ende 2022 und durch die nochmals verschärfte Marktsituation am Anfang des Jahres 2023 zu einer weiteren kurzfristigen Absage der angestrebten Beteiligungen. Auch das Einbringen umfangreicher privater Mittel Torsten Gehles konnten die enormen Belastungen nicht kompensieren. Die parallel geführten Gespräche mit der Politik konnten aufgrund des zeitlichen Engpasses keine Lösung herbeiführen.


Bild: © geralt / pixabay

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