11.05.2020 - Kategorie "Insolvenzverfahren"

Zukunftslösung für Weber Automotive perfekt

Familie Weber hat den maßgeblichen Teil der insolventen Weber Automotive Gruppe, Markdorf, zurückgekauft

Familie Weber jetzt wieder Alleingesellschafter


Die Familie Weber, Gründer und langjähriger Eigentümer des Zulieferunternehmens aus Markdorf, hat den maßgeblichen Teil der Weber Automotive Gruppe zurückgekauft. Der Erwerb erfolgte im Rahmen eines sogenannten Asset Deals, bei dem die entsprechenden Vermögenswerte in eine neue Gesellschaft eingebracht werden, die den Geschäftsbetrieb fortsetzt.

 

Die Weber Automotive GmbH hatte im Juli 2019 Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt. Seitdem waren die Geschäftsführung und der Generalbevollmächtigte Martin Mucha unter Aufsicht und mit Unterstützung des gerichtlich bestellten Sachwalters Dr. Christian Gerloff auf der Suche nach Investoren. Die Familie Weber war Alleininhaber des Unternehmens, bis sie 2016 die Mehrheit der Anteile an den Finanzinvestor Ardian verkaufte. Künftig ist die Familie Weber wieder alleiniger Eigentümer der Weber Gruppe.

 

Die Geschäftsleitung von Weber Automotive informierte die Belegschaft.

 

Der Kaufvertrag wurde am vergangenen Mittwoch unterzeichnet. Er umfasst neben den Produktionsstandorten der Weber Automotive GmbH in Markdorf, Bernau und Neuenbürg auch die Beteiligungen an der Weber Magdeburg GmbH, der Weber Automotive Corp., USA, und der Albert Weber Hungária Kft., Ungarn. Nicht mit erworben wurde die Beteiligung an der SaarOTEC in St. Ingbert. Für diese strebt die Eigenverwaltung eine andere, unabhängige Einzellösung an. Der Kaufvertrag steht, wie üblich, unter diversen Bedingungen für Käufer und Verkäufer – das Closing wird erst in einigen Wochen stattfinden. Über den Kaufpreis haben die Parteien Stillschweigen vereinbart.

 

Christian Weber als Gesellschafter der Weber Holding GmbH und Sprecher der Familie Weber: „Wir haben immer an das große Potential des Unternehmens, seine Technologien und an die Mitarbeiter geglaubt. Daher sind wir ausgesprochen glücklich, Weber Automotive als Gesellschafter wieder zu alter Stärke zurückführen zu können. Es waren vor allem die Mitarbeiter, aber auch die großen Stammkunden, die uns in vielen Gesprächen immer wieder das Vertrauen ausgesprochen und uns darin bestärkt haben, diesen Schritt zu gehen. Wir danken allen Beteiligten für die sehr konstruktiven und zielgerichteten Gespräche in den vergangenen Monaten, die nun zu dieser hervorragenden Lösung für Weber Automotive und seiner Belegschaft geführt haben.“

 

„Einen Investor für das Unternehmen zu finden, gestaltete sich insbesondere in der aktuell schwierigen und unsicheren wirtschaftlichen Lage als besonders herausfordernd. Ich bin deshalb sehr froh, dass es gelungen ist, den Geschäftsbetrieb fortzusetzen und dem Unternehmen eine neue Perspektive zu geben“, sagt Dr. Christian Gerloff von der Kanzlei Gerloff Liebler, der das Insolvenzverfahren als Sachwalter überwacht hat.

 

„Wir haben in der Insolvenz wesentliche Rahmenbedingungen für den erfolgreichen Fortbestand von Weber Automotive gesetzt. Nach dem Verfahren ist das Unternehmen für die Zukunft gut gewappnet“, betont Rechtsanwalt Martin Mucha von der Stuttgarter Kanzlei Grub Brugger. Der erfahrene Sanierungsexperte war für die Dauer des Verfahrens als Generalbevollmächtigter in das Unternehmen eingetreten und hat die Geschäftsführung bei der Restrukturierung unterstützt.

 

Die Weber Automotive GmbH hatte im Juli 2019 Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt, im Oktober 2019 wurde das Insolvenzverfahren eröffnet. Die Eigenverwaltung bot dem Unternehmen einen rechtlichen Rahmen, um sich bei laufendem Geschäftsbetrieb in enger Abstimmung mit den Gläubigern neu aufzustellen. Im Unterschied zu einem regulären Insolvenzverfahren blieb dabei die unternehmerische Verantwortung in den Händen der Geschäftsführung, die die Sanierung mit Unterstützung des erfahrenen Sanierungsexperten Rechtsanwalt Martin Mucha selbst steuerte. Das Insolvenzrecht erlaubt dies in Fällen, in denen Unternehmen bei wirtschaftlichen Problemen frühzeitig selbst tätig werden und genügend Handlungsspielraum für eine Lösung besteht. Beides war bei Weber Automotive der Fall. In der Eigenverwaltung setzt das zuständige Amtsgericht keinen Insolvenzverwalter, sondern einen sogenannten Sachwalter ein. Dieser überwacht das Verfahren im Interesse der Gläubiger.

 

Während des gesamten Insolvenzverfahrens blieben die Kunden dem Unternehmen treu, sodass der Geschäftsbetrieb ohne Einschränkungen fortgesetzt werden konnte. Mitte April 2020 hat Weber Automotive aufgrund von COVID-19 Kurzarbeit angemeldet.

 

Weber Automotive fertigt Antriebskomponenten für Pkw, Nutzfahrzeuge und Freizeitmobile. Dabei liegt der Fokus auf der Bearbeitung von komplexen Motor- und Getriebekomponenten und der Montage kompletter Systeme. An sieben Produktionsstandorten in Deutschland, den USA und Ungarn beschäftigt das Unternehmen mehr als 1.500 Mitarbeiter. Zu den Kunden gehören die weltweit größten und bedeutendsten Automobil- und Nutzfahrzeughersteller sowie wichtige Zulieferer (Tier-1-Supplier). Christian Weber: „Weber Automotive hat in den vergangenen Jahren damit begonnen, auf Grundlage seiner Technologieführerschaft sein Geschäftsmodell weiter zu diversifizieren und über den Automobilsektor hinaus weitere Branchen zu erschließen. Diesen Weg werden wir konsequent fortsetzen und massiv in neue Antriebstechnologien wie Elektroantriebe, Brennstoffzellen und synthetische Kraftstoffe investieren. Durch unsere hohen technischen Fertigungskompetenzen gepaart mit hochmoderner IT und einem hohen Automatisierungsgrad können wir auch im Bereich der Medizintechnik bei der Fertigung von Implantaten oder im Flugzeugbau neue Kundengruppen erschließen. Als sichtbares Symbol dieser Transformation und Nachhaltigkeit werden wir die Weber Automotive GmbH zeitnah in ‚Albert Weber GmbH‘ umbenennen und damit zu unseren Wurzeln zurückkehren. Auch Weber Automotive kann sich den gegenwärtigen starken operativen Auswirkungen der Corona-Krise nicht entziehen. Trotzdem sind wir sehr optimistisch, zügig wieder zu voller Kapazität zurückzukehren, sobald eine Normalisierung des öffentlichen Lebens das zulässt. Die Sicherheit der Mitarbeiter steht dabei natürlich immer im Vordergrund – zudem stehen wir dazu in regelmäßigem Austausch mit allen unseren Kunden.“

 

Seit 2012 hat sich der Umsatz mehr als verdoppelt, entsprechend ist die Anzahl der Mitarbeiter gestiegen. Dieses Wachstum erfolgte nicht nur organisch, sondern auch durch Zukäufe im In- und Ausland, was mit hohen Investitionen verbunden war. Zusätzlich investierte das Unternehmen in neue Geschäftsfelder und Neuanläufe.

 

Die Familie Weber wird als neuer Eigentümer des Unternehmens sowie der Betriebsimmobilien nicht mehr in der operativen Führung des Unternehmens tätig sein, sondern die Erfahrung, strategische Kompetenz und ihr Netzwerk dem Unternehmen über einen Familienbeirat zu Verfügung stellen. Die Führung auf Ebene der Weber Holding GmbH wird zukünftig durch Dr. Roger Breu erfolgen, die operative Führung der neuen Albert Weber GmbH wird Martin Bleimehl obliegen.



 

Über GRUB BRUGGER:

 

Seit mehr als vier Jahrzehnten agiert GRUB BRUGGER national und international, derzeit mit Standorten in Stuttgart, Frankfurt am Main, München und Freiburg. Seit der Gründung 1965 hat sich die Kanzlei konsequent auf das Insolvenz-, Sanierungs- und Wirtschaftsrecht ausgerichtet. Die Beratung von Unternehmen in der Krise und deren Gläubigern, die Insolvenzverwaltung sowie die Zusammenarbeit mit Finanzinvestoren und Kreditinstituten haben das Profil von GRUB BRUGGER maßgeblich geprägt. GRUB BRUGGER ist eine vielfach seit Jahren in der Fach- und Wirtschaftspresse ausgezeichnete Kanzlei und gehört deutschlandweit zu den führenden Adressen in der Insolvenz- und Sanierungsberatung sowie in der Insolvenz- und Eigenverwaltung. Martin Mucha ist Fachanwalt für Insolvenzrecht, Partner der Kanzlei GRUB BRUGGER und laut JUVE-Handbuch Wirtschaftskanzleien 2019/2020 wiederholt einer der führenden Namen in der Insolvenzverwaltung in Deutschland.

 

Über Gerloff Liebler Rechtsanwälte:

 

Gerloff Liebler Rechtsanwälte ist eine auf das Insolvenzrecht spezialisierte Anwaltssozietät in München. Schwerpunkte der Tätigkeit sind die Insolvenzverwaltung (inklusive Planverfahren und Eigenverwaltung) sowie weitere wirtschaftsrechtliche Beratungsgebiete wie Unternehmenssanierung und Nachlassverwaltung. Darüber hinaus verfügt die Kanzlei auch in angrenzenden Fachgebieten wie Arbeitsrecht, Gesellschaftsrecht und Bankrecht über eine umfassende Expertise. Im Unternehmensbereich GL Law liegt die Kernkompetenz in der insolvenznahen Restrukturierung und den damit verbundenen rechtlichen Themenfeldern. Im Unternehmensbereich GL Management (GL Change-Management GmbH) steht das Restrukturierungs-Management in Insolvenzverfahren und im insolvenznahen Umfeld im Fokus.

 

Die Anwaltssozietät wurde 1982 von Dr. iur. Wolfgang Ott als Einzelkanzlei gegründet und umfasst heute ein rund 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zählendes Team. Zu den herausragenden Insolvenzverfahren der vergangenen Jahre zählten unter anderem die Modeunternehmen Escada AG und Rena Lange, der Automobilzulieferer Angell-Demmel, die Klinikkette Sanitas-Gruppe, die Münchner Immobilien-Gruppe Infraplan, die Modehausketten Rudolf Wöhrl AG und K&L Ruppert sowie das Modeunternehmen Gerry Weber International AG (als CRO/Generalbevollmächtigter).

 


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