09.07.2021 - Kategorie "Insolvenzverfahren"

Wuppertaler Spezialschrauben-Hersteller Kolb insolvent

insolvenz bei Wuppertaler Automobilzulieferer Kolb betrifft 46 Mitarbeiter

Krise in Automotive-Branche und Corona-Pandemie führen zu Auftragsrückgang


Der Wuppertaler Spezialschrauben-Hersteller Kolb GmbH Verbindungselemente hat beim Amtsgericht Wuppertal einen Insolvenzantrag gestellt. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter hat das Gericht den Sanierungsexperten Rechtsanwalt Dr. Jens Schmidt von der Kanzlei RUNKEL Rechtsanwälte bestellt. „Mein Ziel ist es, den Hersteller Kolb angesichts der Auftragsrückgänge im Automotive-Bereich wieder zukunftsfähig auszurichten, damit Kolb wieder robust und stabil am Markt aufgestellt ist. Das ist auch die Basis, um möglichst viele Arbeitsplätze zu retten“, sagt Dr. Jens Schmidt.

 

Positive Gespräche mit Geschäftspartnern

Das 1910 gegründete Traditionsunternehmen stellt sämtliche Formen und Dimensionen von Spezialschrauben und Verbindungselementen her, die entsprechend dem Kundenwunsch individuell angefertigt werden. Der Geschäftsbetrieb läuft trotz Insolvenz uneingeschränkt und vollumfänglich weiter. Inzwischen hat Rechtsanwalt Schmidt alle 46 Mitarbeiter auf einer Betriebsversammlung über das vorläufige Insolvenzverfahren und die weiteren Schritte informiert. Alle Löhne und Gehälter sind über das Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit bis Ende August 2021 gesichert. Derzeit verschaffen sich der vorläufige Insolvenzverwalter und seine Kollegin, Rechtsanwältin Marion Rodine einen Überblick über die wirtschaftliche Situation des Unternehmens. Zudem hat Dr. Jens Schmidt bereits Gespräche mit den beteiligten Banken, Lieferanten und Kunden von Kolb aufgenommen, um zu einer tragfähigen Fortführungslösung zu gelangen.

 

Aus Ertragskrise wurde Liquiditätskrise

Die Krise in der Automobilzulieferindustrie hat dem Hersteller von Spezialschrauben als Teil der Zulieferkette stark zugesetzt. Der Trend zur Elektromobilität, die Umverteilung von Budgets zum Nachteil vieler Zulieferbetriebe, zeitweise stillstehende Bänder sowie Kosteneinsparungen beim Materialeinkauf seitens der Automobilhersteller hatten bei Kolb zu erheblichen Auftrags- und Umsatzrückgängen geführt. Die Corona-Pandemie hat aufgrund der Zurückhaltung der Kunden, die ihre Lagerbestände bereinigt und weniger Aufträge vergeben haben, die Situation bei Kolb weiter verschärft. Aus einer Ertragskrise entwickelte sich eine manifeste Liquiditätskrise, aus der sich das Unternehmen aus eigener Kraft nicht mehr erholen konnte, sodass schließlich der Weg zum Insolvenzgericht unvermeidbar war.

 

Gute Chancen für Sanierung und Verkauf 

Die Gespräche des vorläufigen Insolvenzverwalters und der Geschäftsführung mit den Lieferanten und Kunden sind gut angelaufen, da die Geschäftspartner das Traditionsunternehmen weiter die Treue halten und es in der Restrukturierung unterstützen wollen. Der vorläufige Insolvenzverwalter plant einen Investorenprozess, um den Schraubenspezialisten an einen Erwerber zu verkaufen. „Der Markt ist derzeit schwierig, da es eine große Unsicherheit gibt. Aber Kolb erstellt Qualitätsprodukte, verfügt über eine jahrzehntelange Erfahrung und Expertise und hat motivierte und qualifizierte Mitarbeiter, sodass ich durchaus gute Chancen für eine Sanierung und für den Verkauf an einen Investor sehe“, sagt Dr. Schmidt.

 

 

Über die Kolb GmbH Verbindungselemente

Die inhabergeführte Kolb GmbH Verbindungselemente mit Sitz im nordrhein-westfälischen Wuppertal wurde 1910 gegründet und vor 25 Jahren durch die Fatec Befestigungselemente GmbH im Rahmen eines MBO übernommen. Das Unternehmen beschäftigt rund 46 Mitarbeitern und ist auf die Herstellung von Spezialschrauben spezialisiert. Darüber hinaus werden Spezialverbindungselemente durch Massivumformung aus Hochtemperaturwerkstoffen und nichtrostendem Stahl sowie diverse Produktionsanlagen und Prüfmaschinen hergestellt. Neben dem deutschen Standort ist Kolb im US-Staat Georgia vertreten.

 

Über Rechtsanwalt Dr. Jens M. Schmidt | Runkel Rechtsanwälte

Dr. Jens M. Schmidt, Rechtsanwalt, Fachanwalt für Insolvenzrecht, Fachanwalt für Handels- und Gesellschaftsrecht und Mediator, ist Partner der Sozietät RUNKEL Rechtsanwälte. Die Wuppertaler Kanzlei besteht seit über 80 Jahren und ist schwerpunktmäßig auf dem Gebiet der Sanierungs- und Insolvenzberatung tätig. Neben dem Hauptsitz in Wuppertal sind RUNKEL Rechtsanwälte auch mit Büros in Düsseldorf, Köln, Remscheid, Solingen und Herne vertreten. Rechtsanwalt Dr. Schmidt wird von den Gerichten regelmäßig als Insolvenzverwalter bestellt. Zu seinen Tätigkeitsschwerpunkten zählen - neben der Insolvenzverwaltung - auch die Sanierungsberatung und Vertretung von Unternehmen und Organen in der Krise und Restrukturierung. Darüber hinaus ist er Beiratsmitglied des VID, referiert regelmäßig zu Themen des Insolvenz- und Gesellschaftsrechts und ist Autor verschiedener Publikationen.


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