US-amerikanische Nuance Communications, Inc. kauft Hightech-Software und Patente von beyo aus Potsdam
Preisgekrönter Soft- und Hardware-Entwickler beyo musste Ende Oktober 2012 wegen fehlender Liquidität Insolvenzantrag stellen. Nuance Communications setzt sich im Bieterverfahren gegen internationale Hightech-Konzerne durch. Dr. Franc Zimmermann, vorläufiger Insolvenzverwalter der beyo GmbH, sichert Gläubigern durch Verkauf eine höhere zweistellige Quote.
Potsdam, 2. Januar 2013. Die in Massachusetts/USA ansässige Nuance Communications, Inc. hat verschiedene Softwareentwicklungen und Patente der beyo GmbH in Potsdam gekauft. Entsprechende Verträge hat Rechtsanwalt Dr. Franc Zimmermann, vorläufiger Insolvenzverwalter von beyo, Ende Dezember 2012 mit den Vertretern des Unternehmens unterzeichnet.
Der Potsdamer Soft- und Hardwareentwickler beyo hatte im Oktober 2012 aufgrund von Liquiditätsschwierigkeiten Insolvenzantrag stellen müssen. Bekannt wurden die Potsdamer durch die Entwicklung des weltweit ersten mobilen kamerabasierten Vorlesegerätes für Blinde und Sehschwache, das „beyo PR-100“, das Texte intelligent wiedergibt, sowie mit Smartphone-Applikationen wie „Wordshot“, „Caype“ und „Snap-translate“.
Nuance Communications ist international bekannt unter anderem durch den Vertrieb der Software „T9®-Funktion“, die nahezu auf jedem Mobiltelefon vorhanden ist, sowie „DragonDrive!“das bei BMW zum Einsatz kommt und ähnlichen Applikationen.
Der vorläufige Insolvenzverwalter hatte im November 2012 den Akquiseprozess in Form eines Bieterverfahrens gestartet und dabei das Interesse mehrerer internationaler Technologiekonzerne wecken können. „Ich bin froh, dass wir gemeinsam mit der Geschäftsführung und den Mitarbeitern trotz starken Zeitdrucks, die Patente und Softwareprodukte von beyo zu guten Konditionen verkaufen konnten“, sagt Dr. Franc Zimmermann von der überregionalen Anwaltssozietät Mönning & Georg. Mit der Nuance Communications, Inc. habe man einen finanzkräftigen und im Technologiebereich führenden Anbieter gefunden. „Ich gehe davon aus, dass der neue Investor bei der Weiterentwicklung binnen weniger Jahre die durch die beyo GmbH geschaffenen Lösungen weltweit zum Standard bringen wird“, ist Zimmermann überzeugt.
Mit dem Verkauf kann er den Gläubigern der beyo GmbH eine höhere zweistellige Quote auf ihre Forderung zurückzahlen. „Die genaue Summe für die Gläubiger steht zwar erst nach Beendigung des Insolvenzverfahrens fest. Klar ist aber schon jetzt, dass es eine deutliche höhere Quote als im Bundesdurchschnitt derartiger Verfahren gibt“, sagt Zimmermann.
Grund für den Erfolg ist die Qualität der Produkte von beyo. Die Besonderheit der Entwicklungen besteht unter anderem darin, dass die OCR-Technologie (optische, computergestützte Texterkennung und -verarbeitung) sehr weit fortgeschritten ist und Texterkennungen auch unter unüblichen Bedingungen (Schieflagen etc.) möglich sind. Verschiedene richtungsweisende Entwicklungen der beyo GmbH hatten jedoch keine Markt- und Vertriebsreife erreicht, so dass die Einnahmen fehlten und Insolvenzantrag gestellt werden musste.
Die Entwicklungen der beyo GmbH wurden mehrfach prämiert, unter anderem mit dem CAI Innovations-Unternehmenspreis 2011 durch die Industrie- und Handelskammer Potsdam. Bereits zweimal wurde das Unternehmen für seine herausragenden Ideen im Wettbewerb „365 Orte im Land der Ideen“ unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten ausgezeichnet.
„Für uns war es keine leichte Zeit, da wir die Befürchtung hatten, dass innerhalb des sehr engen Zeitfensters kein geeigneter Investor für unsere Entwicklungen gefunden werden kann und damit unsere jahrelangen Bemühungen und unser jahreslanges Engagement wertlos geworden wäre“, sagt der Geschäftsführer der beyo GmbH, Cüneyt Göktekin. „Die Zusammenarbeit mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter verlief gut und ich freue mich sehr, dass die Transaktion mit der Nuance Communications, Inc. gelungen ist“, so der Geschäftsführer weiter. Die beyo GmbH mit seinen vier Mitarbeitern wird es zwar nicht mehr geben, aber Göktekin will mit seinem Team weiter in der Software-Branche aktiv bleiben. „Wir werden einiges anders machen und ich bin überzeugt, dass wir schon bald etwas Neues auf dem Markt anbieten können“, sagt er.
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