30.10.2023 - Kategorie "Insolvenzverfahren"

Umsetzung des Sanierungskonzeptes für Modehändler Rübsamen

Insolventes Modehaus Rübsamen: Filialen schließen zum Januar

Die Modebranche steht vor großen Herausforderungen. Das gilt auch für den bayerischen Modehändler Rübsamen.


Dieser saniert sich derzeit im Rahmen einer Eigenverwaltung. Aufgrund der guten Zusammenarbeit und Abstimmung aller Beteiligten ist es gelungen, den Geschäftsbetrieb der Gruppe in einem sehr schwierigen Marktumfeld fortzuführen.

Im Verfahren stehen derzeit mehrere Themen im Fokus: die Gläubigerinteressen werden weiterhin gewahrt, mit den Inhabern von Drittrechten (z.B. Eigentumsvorbehalte und Pfandrechte) werden angemessene und einvernehmliche Lösungen gefunden und Sanierungsmaßnahmen werden umgesetzt. Derzeit arbeiten die Verantwortlichen zudem intensiv an der Nachfolgelösung für den Modehändler mit Hauptsitz in Augsburg.

Mögliche Nachfolgelösungen werden erarbeitet
Ein externer Investor konnte trotz zahlreicher Gespräche für die Gruppe bislang noch nicht gefunden werden. Der aktuelle Gesellschafter und Geschäftsführer, Marcus Vorwohlt, beabsichtigt daher eine „Lösung aus eigener Kraft“: Er möchte die gesamte Gruppe übernehmen. Diese Variante wird derzeit rechtlich geprüft und bewertet. Möglich wäre dies im Wege einer übertragenden Sanierung auf einen neuen Rechtsträger oder über einen Insolvenzplan, also eine Einigung mit den Gläubigern in einem Abstimmungstermin beim Amtsgericht Augsburg, Insolvenzgericht. Rund 100 Arbeitsplätze können mit dieser Lösung gesichert werden.

Dr. Paul Abel von Wellensiek Rechtsanwälte, der die Gruppe in der Eigenverwaltung unterstützt, erklärt: „Natürlich bleiben wir - ungeachtet der Bemühungen des Unternehmens, die Restrukturierung aus eigener Kraft zu schaffen - auch weiterhin für Investoren offen. Sollte trotz der breiten Ansprache von Investoren aus der Branche auch weiterhin kein passender Interessent gefunden werden können, stellt sich Marcus Vorwohlt den unternehmerischen Herausforderungen, was ich unter Berücksichtigung der Gläubiger- und Arbeitnehmerinteressen am Erhalt möglichst vieler Arbeitsplätze in jeder Hinsicht voll unterstütze. Hierfür ist es erforderlich, alle identifizierten Sanierungsmaßnahmen umzusetzen, um die Rentabilität künftig sicherzustellen.“

Umsetzung des Sanierungskonzeptes
Um das Unternehmen zukunftsfähig aufzustellen, müssen im Rahmen des Sanierungskonzeptes und der darin vorgesehenen Verkaufsflächenverkleinerung vier Filialen geschlossen werden. Diese können mit Blick auf die derzeitige Kosten- und Umsatzentwicklung nicht kostendeckend betrieben werden. Die Geschäfte in Weilheim, Aichach, Schrobenhausen und ein Partner-Store in Friedberg schließen daher Ende Januar 2024. Das Stammhaus und die sieben weiteren Filialen sind davon nicht betroffen. Weitere Maßnahmen, die derzeit umgesetzt werden, sind die Vereinfachung der Strukturen in der Verwaltung und Buchhaltung sowie Verhandlungen mit den Vermietern über die Anpassung der Mietverträge.

Unterstützung für lokale Wirtschaft und attraktive Innenstädte 
Rübsamen hat eine über 100-jährige Tradition. Marcus Vorwohlt, geschäftsführender Gesellschafter der Rübsamen Gruppe, ist sich sicher, dass die Attraktivität vieler Innenstädte darunter leiden würde, wenn kleine Geschäfte wie Rübsamen verschwinden. Er erklärt: „Die Öffentlichkeit und Politik sind dazu aufgerufen, regionale Unternehmen wie Rübsamen zu unterstützen. Da es in den momentan schwierigen Zeiten nicht gelungen ist, einen externen Investor zu finden, werden wir nun den Weg gehen, mit einer übertragenden Sanierung das Unternehmen aus der Insolvenz herauszuführen und für die Zukunft neu und stabil aufzustellen. Leider müssen wir hierfür auch Einschnitte machen. Wir haben die Halbierung der Fläche in Augsburg und die Schließung von Filialen eingeleitet. Natürlich war daher auch ein begrenzter Personalabbau unvermeidlich. Das sind sehr schmerzvolle Entscheidungen. Aber die momentane Situation im Einzelhandel und das veränderte Konsumentenverhalten lassen uns leider keine andere Wahl.“

Er sagt weiter: „Wir sind uns unserer besonderen Verantwortung gegenüber dem Standort und vor allem unseren Mitarbeitern bewusst und werden versuchen, die bestmögliche und sozial verträglichste Lösung zu finden. Wir werden alles tun, um unseren betroffenen Mitarbeitern alternative Arbeitsplätze anzubieten. Ziel ist es, im Frühjahr mit den übrigen Filialen und 100 Arbeitsplätzen neu durchzustarten. Wir haben eine wichtige Funktion im modischen Einzelhandel in der Region. Und diese wollen wir auch in Zukunft wahrnehmen. Wir hoffen, dass uns unsere langjährigen treuen Kunden auf diesem Weg begleiten.“

Rechtsanwalt Dr. Paul Abel von der bekannten Restrukturierungskanzlei Wellensiek unterstützt als Generalbevollmächtigter die Geschäftsführung um Marcus Vorwohlt im Rahmen der Neuaufstellung. Das Amtsgericht Augsburg - Insolvenzgericht - bestellte Ende September Georg Jakob Stemshorn von der PLUTA Rechtsanwalts GmbH in Augsburg zum Sachwalter. Er war zuvor bereits als vorläufiger Sachwalter tätig. Für die weiteren Gesellschaften der Gruppe wurden Michael Pluta sowie Florian Zistler, ebenfalls von PLUTA, als Sachwalter bestellt. Die Rechtsanwälte begleiten die Verfahren im Interesse der Gläubiger. Die Experten von Raab & Kollegen unterstützen als kaufmännische Berater, die das Insolvenzcontrolling im anspruchsvollen Marktumfeld begleiten.

Sachwalter Georg Jakob Stemshorn erklärt: „In der Gesamtheit sind die Restrukturierungsmaßnahmen nach intensiver Prüfung geeignet, ein gesundes und nachhaltig restrukturiertes Unternehmen zu schaffen. Diese Herausforderungen sind für Unternehmen in der Modebranche derzeit vielfältig und die Rübsamen Gruppe muss sich zukunftsfähig aufstellen.“




Über die Sozietät Wellensiek:

Die Sozietät Wellensiek ist eine auf Unternehmenssanierungen spezialisierte bundesweit tätige Partnergesellschaft. Die Experten der Kanzlei besitzen langjährige Erfahrung in der Bewältigung von Krisen national und international tätiger Unternehmen. Die Kernkompetenz liegt in der Insolvenzverwaltung und der Krisenberatung. Weitere Schwerpunkte sind die Beratung der Organe von Gesellschaften und Treuhandlösungen für mittelständische und große Unternehmen.

Über PLUTA:

PLUTA hilft Unternehmen in rechtlich und wirtschaftlich schwierigen Situationen. Seit der Gründung 1982 ist PLUTA stetig gewachsen und beschäftigt heute rund 500 Mitarbeiter in Deutschland, Spanien und Italien. Mehr als 290 Kaufleute, Betriebswirte, Rechtsanwälte, Wirtschaftsjuristen, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, vereidigte Buchprüfer, Ökonomen, Bankfachwirte, Buchhalter, Ingenieure und Fachkräfte für Insolvenzverwaltung, darunter viele mit Mehrfachqualifikationen, sorgen für praktikable, wirtschaftlich sinnvolle Lösungen. PLUTA unterstützt insbesondere bei der Sanierung und Fortführung von Unternehmen in Krisen oder Insolvenzsituationen und entsendet bei Bedarf auch Sanierungsexperten in die Organstellung. PLUTA gehört zur Spitzengruppe der Sanierungs- und Restrukturierungsgesellschaften, was Rankings und Auszeichnungen von INDat, JUVE, The Legal 500, Who’s Who Legal, brandeins und Focus belegen.


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