Privatbrauerei Bischoff: Betrieb wird zunächst kontrolliert heruntergefahren
Investoreneinstieg aber weiter möglich
Der Geschäftsbetrieb der traditionsreichen Privatbrauerei Bischoff mit Sitz in Winnweiler wird zunächst kontrolliert heruntergefahren. „So gerne wir diesen Schritt vermieden hätten – in diesem Fall ist er leider unumgänglich“, sagt Dr. Jürgen Erbe von Schultze & Braun. „Durch das kontrollierte Herunterfahren der Brauerei können die Verluste minimiert werden, die das Unternehmen auch im Eigenverwaltungsverfahren erwirtschaftet hat. In den letzten anderthalb Jahren sind in der Hoffnung auf die Übernahme durch einen Investor die finanziellen Reserven der Brauerei komplett aufgebraucht worden.“ Dr. Erbe wurde vom zuständigen Amtsgericht Kaiserslautern Ende Juli 2022 zunächst zum Sachwalter und jetzt zum Insolvenzverwalter bestellt. Seine Aufgabe ist es, die Rechte der Gläubiger zu schützen und die Insolvenzmasse zu sichern, aus der die Forderungen der Gläubiger befriedigt werden. Die Eigenverwaltung wurde auf Antrag der Geschäftsführung aufgehoben.
Schnelles Wieder-Hochfahren der Produktion möglich
„Die Gründe, die zum Insolvenzantrag Ende 2020 geführt haben, konnten im Eigenverwaltungsverfahren nicht nachhaltig beseitigt werden – auch aufgrund der Auswirkungen der Corona-Pandemie, Stichwort Lockdown in der Gastronomie, und die durch den Krieg in der Ukraine gestiegenen Energiepreise. Die Brauerei kann aufgrund einer defekten Ammoniakleitung für die Kühlung nicht die Menge Bier produzieren, die eigentlich möglich wäre und für die es auch Aufträge gegeben hätte. Dadurch ist der Betrieb nicht kostendeckend gewesen“, sagt Dr. Sven Bischoff, geschäftsführender Gesellschafter der Privatbrauerei. Trotz der komplizierten Situation ist der Einstieg eines Investors weiterhin möglich. „Wenn ein Investor frisches Kapital für die notwendigen Reparaturen zur Verfügung stellt und neue Aufträge mitbringt, kann die Produktion aber schnell wieder hochgefahren werden.“
Über Winnweiler und die Region hinaus sowie im Ausland bekannt
Bischoff hatte in der Vergangenheit bereits im Rahmen sogenannter Lohnabfüllungen seine Braukapazitäten anderen Brauereien zur Verfügung gestellt und für den ausländischen Markt produziert – unter anderem für den osteuropäischen und chinesischen Markt oder Fassbrause für die Niederlande. Ein weiteres Standbein ist die Herstellung von Fassbier für den französischen und italienischen Markt. Die Marken Bischoff und Palatina Bräu (für das Auslandsgeschäft) sind über Winnweiler und die Region hinaus sowie im Ausland bekannt.
Die rund 40 Mitarbeitenden wurden von Dr. Erbe bereits über die aktuelle Situation informiert. „Für die Mitarbeitenden ist das kontrollierte Herunterfahren des Betriebs natürlich keine schöne Nachricht. Viele Mitarbeitende sind jahre-, wenn nicht sogar jahrzehntelang für Bischoff tätig.“
Unterschiedliche Pläne
In der Eigenverwaltung war zunächst geplant gewesen, dass ein Investor das Grundstück kauft, auf dem unter anderem die Brauerei steht. Die Brauerei hätte diesen Teil des Grundstücks dann wiederum vom Investor zurück pachtet.Dieses sogenannte Sale-and-Lease-back-Geschäft hätte dem Unternehmen den finaziellen Spielraum für die Neuaufstellung für die Zukunft verschaffen können. Die übrigen Teile des Grundstücks hätte der Investor als Bauland erschlossen und verkauft. Im März 2022 hatten die Gläubiger einem Insolvenzplan zugestimmt, der den Einstieg eines solchen Investors vorsah. Kurz nach dem positiven Gläubigervotum zog sich der Investor jedoch zurück.
Daraufhin starteten Verhandlungen mit einem potentiellen Investoren für den Kauf des Grundstücks und die Übernahme der Brauerei, der nun aber kurzfristig seine Interessensbekundung für das Grundstück zurückgezogen hat.
„Alles versucht, um unsere Brauerei zu retten“
„Meine Familie und ich haben bis zuletzt alles versucht, um unsere Brauerei zu retten“, sagt Dr. Sven Bischoff, geschäftsführender Gesellschafter der Privatbrauerei. „Wir glauben weiterhin an das Potential von Bischoff und haben in der Vergangenheit viel in die Brauerei investiert. Ich hoffe, dass in Winnweiler auch künftig Bier gebraut werden kann.“
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