08.06.2020 - Kategorie "Insolvenzverfahren"

Pfungstädter Brauerei: Zuversicht unter dem Schutzschirm

Pfungstädter Brauerei soll unter dem Insolvenz-Schutzschirm saniert werden

Kunden, Lieferanten und Mitarbeiter unterstützen Sanierungsverfahren


Die Pfungstädter Brauerei ist zuversichtlich, das Unternehmen unter dem Schutzschirm zu sanieren.  Die ersten Gespräche über die Fortführung des Unternehmens mit Kunden, Lieferanten und Mitarbeitern verliefen ermutigend. Auch haben sich weitere Interessenten für Hessens größte Privatbrauerei gemeldet.

 

"Wir arbeiten mit allen rund 100 Mitarbeitern ungestört weiter und erfüllen alle unsere Verpflichtungen. Unsere Kunden und Lieferanten bringen viel Verständnis für die schwierige Situation unserer Brauerei in der Coronakrise auf und möchten die Geschäftsbeziehung fortsetzen. In den ersten Gesprächen wollte keiner abspringen. Auf der Betriebsversammlung haben auch unsere Mitarbeiter den neuen Sanierungskurs unterstützt, um zukunftssichere Arbeitsplätze zu schaffen. Die Rückmeldungen der letzten Tage stimmen zuversichtlich. Denn nur wenn uns Kunden, Lieferanten und Mitarbeiter treu bleiben, wird die Sanierung gelingen", erklärte Stefan Seibold, Geschäftsführer der Pfungstädter Brauerei Hildebrand GmbH & Co. KG.

 

Aktuell ist die Brauerei zu 40 Prozent ausgelastet. Zuletzt setzte das Unternehmen 17 Millionen Euro im Jahr um, davon 7 Millionen Euro in der Gastronomie. Der Exportanteil liegt bei 20 Prozent. Insgesamt werden 22 Sorten Bier gebraut, davon Pils mit einem Anteil 50 Prozent und Weizen von 17 Prozent. In der Region sind die Biermacher aus Pfungstadt vor allem mit ihrem edel herb gehopften Edel-Pils und dem Ur-Weizen mit Dinkelmalz sehr bekannt.

 

"Der Schutzschirm ist ein Sanierungsverfahren, mit dem die Geschäftsführung nahtlos an den bisherigen Sanierungsprozess anknüpfen kann. Da das Verfahren gerichtlich überwacht wird, bietet es allen Beteiligten zusätzliche Sicherheiten. Das war nur möglich, weil die Brauerei nicht zahlungsunfähig ist und frühzeitig gehandelt hat. So bestehen gute Chancen auf einen Neustart," erläutert Rechtsanwältin Annemarie Dhonau von der Restrukturierungskanzlei Schiebe und Collegen.

 

Trotz Coronakrise konnte die Brauerei bisher ihre Verpflichtungen erfüllen und hat keine Rückstände bei Löhnen, Sozialversicherungen oder Steuern. Ohne Schutzschirm hätten die Umsatzeinbrüche aber schon im Juni zu Liquiditätsengpässen führen können. Abwarten war keine Alternative. In dem Verfahren wird das Amtsgericht Darmstadt demnächst einen Gläubigerausschuss bestellen, in dem Lieferanten, Banken, Arbeitnehmer und die Arbeitsagentur vertreten sein werden.

 

Die laufenden Gespräche mit Interessenten will die Brauerei zügig abschließen. Nach Anmeldung des Schutzschirmverfahrens haben sich weitere Investoren gemeldet. Von diesen Gesprächen, die jetzt ruhig und diskret fortgeführt werden, und den Fortführungskonzepten der Investoren wird die zukünftige Aufstellung der Brauerei abhängig sein. "Wir sind Biermacher und wollen auch weiterhin in Pfungstadt unsere Premiumbiere brauen. Deshalb arbeiten wir unter dem Schutzschirm am Erhalt der Brauerei und möglichst vieler Arbeitsplätze", so Brauerei-Geschäftsführer Stefan Seibold.

 


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