Pflegeheimen in NRW droht Insolvenzwelle ab 2020
Die Pflegeheim-Beratung TERRANUS hat in ihrem diesjährigen „TERRANUS Branchen-Monitor“ vor einer Insolvenzwelle bei Pflegeheimen gewarnt.
Hintergrund ist das vor wenigen Tagen verabschiedete Landespflegegesetz (GEPA) in Nordrhein Westfalen. Nach der begleitenden Durchführungsverordnung (APG DVO NRW) werden sich die Refinanzierungsbedingungen für viele Häuser ab 2020 massiv verschlechtern.
„Wenn zum Ende 2019 der Bestandsschutz für die genehmigten Investitionskostensätze ausläuft, droht vielen Pflegeheimen ein böses Erwachen“, sagte Markus Bienentreu, Geschäftsführer der TERRANUS Real Estate GmbH. „Eine große Zahl der Häuser wird dann auf einen Schlag akut insolvenzgefährdet sein.“ Betreiber sollten daher dringend prüfen, wie sich die neue Gesetzeslage auf ihre Finanzierungsstruktur auswirkt.
Die Investitionskostensätze bezeichnen den Anteil des Pflegesatzes, mit dem Betreiber von Pflegeeinrichtungen ihre Gebäudekosten bestreiten können. Daneben enthält der Pflegesatz Anteile für Pflegekosten sowie die sog. Hotelkosten, d.h. Unterkunft und Verpflegung. Grundsätzlich müssen Pflegeheimbetreiber die Miete aus den Investitionskosten erwirtschaften können.
Der mit der neuen Durchführungsverordnung zum Altenpflegegesetz geänderte Berechnungsschlüssel führt jedoch dazu, dass sich bei vielen Pflegeheimen die Investitionskostensätze deutlich verringern werden. Die Folge ist, dass nach Ablauf der Bestandsschutzfrist Ende 2019 viele Häuser nicht mehr in der Lage sein werden, ihre Miete zu bezahlen. „Die Mietverträge sind in der Regel auf einen Zeitraum von 20 Jahren oder mehr geschlossen“, sagte Bienentreu. „Wenn nun innerhalb dieser Frist die Investitionskostensätze sinken, bleibt vielen Häusern nichts übrig als die Miete aus der Pflegevergütung quer zu subventionieren – auch wenn dies nicht zulässig ist. Im schlimmsten Fall droht die Insolvenz.“
Auch für Investoren und Immobilieneigentümer hat die Verordnung gravierende Folgen. So führen verringerte Investitionskostensätze zu verringerten Erträgen und damit zu einer Wertminderung der Immobilie. „Wenn der Wert der Immobilie sinkt, bekommen viele Eigentümer Probleme mit ihren Banken, weil sie nachfinanzieren oder zusätzliche Sicherheiten stellen müssen“, erläutert Bienentreu.
Der TERRANUS-Geschäftsführer kritisierte die allgemeine politische Tendenz, den Markt für Pflegeheime für Investoren und Betreiber weiter unattraktiv zu machen. „Im Hinblick auf die dringend benötigten Pflegekapazitäten ist dies eine äußerst bedenkliche Entwicklung“, so Bienentreu. „Wir brauchen das Geld und das Engagement von Investoren, um die dringend benötigten Pflegekapazitäten bereitzustellen. Wenn das Investitionsklima weiter systematisch verschlechtert wird, wird es schon bald eine erhebliche Versorgungslücke geben.“
Über Terranus:
Die TERRANUS-Gruppe mit Sitz in Köln gehört zu den führenden Beratungsunternehmen für Kliniken, Pflegeheime und so genannte integrierte Einrichtungen (Wohnen und Pflege) in Deutschland. Das Beratungsspektrum von TERRANUS reicht von der strategischen Beratung für Betreiber, Banken, Investoren und Wohnungsunternehmen bis hin zur Unterstützung bei der operativen Betriebsführung. Bei Bedarf übernehmen TERRANUS-Mitarbeiter auch als Interim-Manager Verantwortung im Unternehmen.
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