Öko schützt vor Pleite nicht
Verbraucherzentrale warnt vor Insolvenzrisiko bei riskanten Geldanlagen in der grünen Branche
Verbraucher, die in riskante Anlageformen wie geschlossene Fonds, Direktinvestments oder Nachrangdarlehen investieren, müssen auch in der grünen Branche mit dem Verlust ihrer Investition rechnen. Laut einer Erhebung der Verbraucherzentrale Hamburg im Rahmen des Projekts „Gut fürs Geld, gut fürs Klima“ haben in den Jahren 2012 bis Anfang 2018 über 50 Anbieter von Umweltinvestments Insolvenz angemeldet. Mehrere Milliarden Euro Anlagevermögen sind von der wirtschaftlichen Schieflage der grünen Projekte betroffen.
Die insolventen Firmen kommen unter anderem aus den Bereichen Erneuerbare Energien, Wald- und Holzwirtschaft sowie Ressourcenschutz. Von einigen Fällen wie Solarworld, Prokon oder German Pellets erfuhr die breite Öffentlichkeit, die meisten Pleiten jedoch werden kaum oder gar nicht publik. „Unsere Stichprobe zeigt vermutlich nur die Spitze des Eisbergs. Das wahre Ausmaß des Schadens bleibt im Verborgenen“, sagt Denise Hildebrand von der Verbraucherzentrale Hamburg. „Wir konnten nur einen Teil der verlorenen Investitionen beziffern, sodass die tatsächliche Anzahl der betroffenen Anleger und deren finanzieller Schaden erheblich höher sein dürfte.“
Bei der 2017 pleitegegangenen Lignum Sachwert Edelholz AG droht beispielsweise 3.500 Anlegern ein Verlust von rund 70 Millionen Euro, die sie in Edelholzplantagen in Bulgarien investiert hatten. Auch bei der als Crowdinvestment beworbenen Investition in die DENO Deutsche Energieoptimierung Vertriebs-GmbH & Co. KG sind Anlegergelder in Gefahr. 765 Verbraucher zahlten fast 1 Mio. Euro für ein partiarisches Nachrangdarlehen, das die Firma nutzen wollte, um den Energieverbrauch von Unternehmen zu verbessern. Im April 2017 wurde das Insolvenzverfahren über die DENO eröffnet.
Geldanlagen des sogenannten Grauen Kapitalmarkts wie geschlossene Fonds, Direktinvestments oder Nachrangdarlehen bergen Risiken, die Verbraucher meist nicht erwarten. Gerade „grüne“ Investments werden häufig in Form dieser riskanten Geldanlagen angeboten. Gerät eine derartige Investition in Baumplantagen, Windparks oder Photovoltaik ins Straucheln, droht den Anlegern der Totalverlust ihres Geldes. „Doch das Risiko spielt bei der Vermarktung dieser Art Investments meist eine untergeordnete Rolle“, weiß Finanzexpertin Hildebrand. Die Anbieter versprächen häufig satte Renditen und etwas Gutes für die Umwelt zu tun. „Kein Wunder, dass tausende Anleger in den letzten Jahren auf die Versprechen hereinfielen und herbe finanzielle Verluste hinnehmen mussten.“ Statt hochriskanter Anlageformen sollten Anleger, die gerne in eine nachhaltige Geldanlage mit Renditechance investieren möchten, lieber einen ethisch-ökologischen Fonds wählen. Allein in Deutschland sind davon bereits mehr als 400 am Markt erhältlich.
Eine Liste mit den mehr als 50 Unternehmen der grünen Branche, die zwischen 2012 und 2018 Insolvenz anmelden mussten, ist zu finden auf der Internetseite der Verbraucherzentrale Hamburg unter www.vzhh.de und auf dem Informationsportal www.geld-bewegt.de.
Über das Projekt „Gut fürs Geld, gut fürs Klima“
Das
bundesweite Projekt „Gut fürs Geld, gut fürs Klima“ informiert über
nachhaltige Geldanlage und Altersvorsorge. Die Umsetzung erfolgt in
Kooperation der Verbraucherzentralen Bremen, Hamburg, Bayern,
Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Sachsen und Schleswig-Holstein.
Gefördert wird „Gut fürs Geld, gut fürs Klima“ vom Bundesministerium für
Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit im Rahmen der Nationalen
Klimaschutzinitiative.
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