Münchener Restrukturierungsforum: FinTechs essen Banken auf?
„Wer überlebt und wer wird abgewickelt? – Die Zukunft der Finanzbranche“ lautete das Thema des 14. Münchener Restrukturierungsforums am 5. November 2018. Das Podium war sich einig, dass die Bankenwelt vor großen Umbrüchen steht und moderne FinTech-Unternehmen davon profitieren.
Dr. Jan Tibor Böttcher (Direktor, Bundesverband deutscher Banken e.V.) räumte in der anschließenden Podiumsdiskussion ein, dass der Banksektor derzeit einem großen Wandel unterliege. Die Banken stünden nicht nur wegen des wachsenden Marktes der FinTechs unter Druck, sondern auch wegen der aktuellen Niedrigzinspolitik und der angespannten internationalen Marktlage. Deshalb sei es seiner Ansicht nach wichtig, die Synergien zu heben, indem FinTechs weniger als Bedrohung, sondern vielmehr als Kooperationspartner für Banken betrachtet werden sollten. Gleichzeitig wies Böttcher aber auch darauf hin, dass große Geschäftsbanken junge FinTech-Unternehmen nicht einfach kopieren könnten. „Es macht eben einen Unterschied, ob ich ein Produkt aus einer Garage heraus an wenige Kunden vertreibe und dabei ohne großes Medienecho scheitern kann oder ob schon geringste Fehler das Vertrauen von Millionen von Kunden ruinieren könnten“, so Böttcher. Banken müssten daher auf verschiedenen Ebenen auf die derzeitigen Herausforderungen reagieren. Kostensenkungen seien dabei derzeit ein wichtiger Hebel. Eine andere mögliche Reaktion seien Zusammenschlüsse einzelner Institute. Trotzdem sieht er die Zukunft nicht nur in Fusionen von Banken: European Champions seien nicht immer sinnvoll. „Die Größe allein macht’s nicht“, so der Direktor.
Richard Groeneveld (unabhängiger Senior Advisor Financial Services & ehemaliger Bank-Vorstand) stieß in das gleiche Horn: 1.700 Banken in Deutschland seien drei bis zehn Mal zu viele. „Im Bereich der Landesbanken und der Genossenschaftsbanken rollt eine große Konsolidierungswelle auf uns zu“, so Groeneveld. Gerade lokale Banken sollten aber nicht nur auf Fusionen setzen. Sie müssten ihre institutseigenen Stärken herausarbeiten und dabei konkret mit FinTechs kooperieren. So könnten auch für totgeglaubte Banken neue Chancen entstehen.
El Mallouki prognostizierte zum Abschluss einige große Abwicklungsfälle in der Bankenwelt und dass es in fünf Jahren nur noch 1.200 Banken in Deutschland geben werde. Groeneveld erwartete zwar ebenfalls ein Bankensterben, sah jedoch „Platz für viele Spieler, so dass unterschiedliche Player nebeneinander bestehen können“. Das brachte die beiden Moderatoren der Panel-Diskussion, Burkhard Jung (Restrukturierungspartner) und Thomas Schädle (anchor Management GmbH), zu dem süffisanten Schluss: „Vielleicht werden die zunehmende Vernetzung unseres Alltags und die Angebote von FinTech-Unternehmen unsere Einstellung zu Banken so radikal ändern, dass bald schon unser Staubsauger unsere Bankgeschäfte erledigt – und das viel rationaler, als wir das je könnten.“
Das Münchener Restrukturierungsforum ist eine Plattform für Experten der Branche und wird von anchor Rechtsanwälte, Deloitte, GSK Stockmann und Restrukturierungspartner in München veranstaltet. Es bringt zwei Mal pro Jahr alle an der Sanierung eines Unternehmens Beteiligte zusammen. Hochrangige Gäste stellen aus verschiedenen Blickwinkeln ein aktuelles Thema vor und teilen ihr Expertenwissen mit den Gästen in der Diskussion. Im Frühjahr 2019 findet das nächste Münchener Restrukturierungsforum statt.
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