Kreisklinik Groß-Gerau GmbH vor Sanierungsverfahren
Klinik wird die nächsten Tage einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung stellen
Die Kreisklinik Groß-Gerau GmbH wird in den kommenden Monaten ein
Sanierungsverfahren durchlaufen. Das hat Aufsichtsratschef Thomas Will am
Mittwoch im Rahmen einer Pressekonferenz im Kreishaus bekanntgegeben.
Geschäftsführung und Gesellschafter wollen mit diesem Schritt für das Klinikum
eine zukunftsfähige Perspektive erarbeiten. Die Entscheidung ist notwendig
geworden, weil die gesundheitspolitischen und wirtschaftlichen
Herausforderungen für die Kreisklinik Groß-Gerau GmbH nur mit diesem Vorgehen
beherrschbar sind. Landrat Thomas Will: „Die Fortführungsprognose ist positiv,
insbesondere mit Blick in den südlichen Teil des Landkreises. Hier ist die
Kreisklinik Groß-Gerau GmbH bedarfsnotwendig, ansonsten droht eine
Versorgungslücke.“
Sanierungsexperte Dr. Mark Boddenberg (Eckert Rechtsanwälte) wird das Verfahren
insolvenzrechtlich im Rahmen der geplanten Eigenverwaltung begleiten. „Wir sind
zuversichtlich, dass wir wie in vergleichbaren Verfahren eine gute Lösung für
die Kreisklinik Groß-Gerau finden werden“, so Boddenberg. Er saniert derzeit
verschiedene Kliniken, so unter anderem die Eifelhöhen-Klinik und das Klinikum
Burgenlandkreis.
Um die Restrukturierung mit der nötigen Geschwindigkeit umzusetzen, wird
bereits an einem Sanierungskonzept gearbeitet. „Die Kreisklinik
Groß-Gerau ist in ihrem Kern nicht nur gesund, sondern für die Region auch
bedarfsnotwendig. Wir werden nun mit aller Kraft und Geschwindigkeit, aber auch
der nötigen Sorgfalt die notwendigen Schritte einleiten, um den Standort
zukunftsfähig zu gestalten“, betont Geschäftsführerin Prof. Dr. Erika Raab.
„Schon einige Kliniken in Deutschland haben sich in den vergangen zwei Jahren
für diesen Weg der Neuausrichtung entschieden – alle mit Erfolg. Wir haben
diesen Weg geprüft und sehen ihn als Chance, den Neustart und den Umbau der
Klinik zu einem intersektoralen Versorgungszentrum aus eigener Kraft zu
schaffen.“
Die Löhne und Gehälter wären im Fall eines vorläufigen Insolvenzverfahrens für
drei Monate über das Insolvenzgeld gesichert. Danach würde die Kreisklinik
Groß-Gerau GmbH die Gehälter wieder selbst zahlen. Der Patientenbetrieb geht in
der gesamten Zeit unvermindert weiter. Innerhalb der kommenden Wochen wird das
Restrukturierungsteam nun in Abstimmung mit dem eingesetzten Gläubigerausschuss
einen Plan erarbeiten, wie das Klinikum wieder zukunftsfähig aufgestellt werden
kann. Rund ein halbes Jahr soll die Phase der Neuausrichtung dauern.
Wie Landrat Will und Geschäftsführerin Prof. Dr. Raab weiter ausführten, wollen
Aufsichtsrat der Klinik und der Kreisausschuss des Kreises Groß-Gerau in einer
gemeinsamen Sitzung am kommenden Montag den Schritt beraten und beschließen.
Ebenfalls am Montag soll der Antrag auf Insolvenz beim Amtsgericht Darmstadt
gestellt werden. Nach dem bisherigen Fahrplan könnte dann Ende Februar ein
Insolvenzplan mit dem neuen Klinik-Konzept eingereicht werden.
Landrat Thomas Will fügt hinzu: „Der Kreis Groß-Gerau will mit der Entscheidung
die stationäre Krankenhausversorgung in der Region erhalten und zukunftsfest
machen. Die Patienten können sich wie gewohnt an beide Krankenhäuser wenden und
werden dort versorgt. Wichtig ist jetzt, der Sanierungsgeschäftsführung alle
erforderlichen Mittel zu stellen.
Das Ziel ist, im kommenden Jahr belastungsfrei mit dem neuen Zentrum zu starten
und damit die medizinische Versorgung auf Dauer im Kreis Groß-Gerau zu
sichern.“ Weiter Geschäftsführerin Prof. Dr. Erika Raab: „Wir bleiben für
unsere Patienten ein verlässlicher Versorger und für alle Lieferanten ein
zuverlässiger Geschäftspartner. Wichtig ist mir auch zu betonen, dass wir eine
hervorragende Belegschaft haben. Ich danke allen Kollegen, die diese
herausfordernde Zeit mit uns gestalten.“
Nach Dr. Raabs Plänen soll die Kreisklinik Groß-Gerau zu einem regionalen
Versorgungszentrum mit Pflege, Hospiz, Präventions- und Reha-Angeboten sowie
Abteilungen der Inneren Medizin, Chirurgie, Notaufnahme, Radiologie und kleiner
Intensivstation umgebaut werden.
Landrat Thomas Will und Klinikgeschäftsführerin Prof. Dr. Raab wollen bei einem
Infoabend am Mittwoch, 4. Dezember 2019, um 19 Uhr im Georg-Büchner-Saal in
Groß-Gerau über dieses Vorgehen informieren. Zu der Veranstaltung sind alle
Interessierten herzlich eingeladen.
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