Insolvenzverfahren der Phoenix Kapitaldienst GmbH steht vor dem Abschluss – Gläubiger erhalten über 35 Prozent Quote
Ziemlich genau zehn Jahre nach dem Zusammenbruch des Wertpapierhandelsunternehmens Phoenix Kapitaldienst GmbH können die rund 30 000 geschädigten Anleger und weitere Gläubiger mit einer überdurchschnittlichen Quote rechnen.
Sie liegt bei über 35 Prozent,
üblich sind in Insolvenzverfahren durchschnittlich zwischen drei und
fünf Prozent. Das teilte Insolvenzverwalter Frank Schmitt von Schultze
& Braun heute bei einer Gläubigerversammlung in Frankfurt am Main
mit. Die Ausschüttung an die Gläubiger soll noch im Sommer erfolgen.
Damit steht eines der spektakulärsten Kriminalinsolvenzverfahren der
Bundesrepublik vor dem Abschluss.
„Dieses Verfahren war hoch
komplex und ausgesprochen aufwändig. Wir hatten mit einer sehr hohen
Zahl an Geschädigten zu tun und mit einem betrügerischen
Schneeballsystem, bei dem Phoenix den Anlegern über Jahre hinweg mit
gefälschten Kontoauszügen des Brokers hohe Gewinne auf ihre
Wertpapiergeschäfte vorgaukelte“, zieht Insolvenzverwalter Schmitt
Bilanz. „Die Aufarbeitung dieses Schneeballsystems und das Feststellen
tatsächlich bestehender Forderungen an Phoenix war sehr zeitintensiv,
zumal hier auch eine Reihe offener Rechtsfragen eine Rolle spielte. Wir
mussten deshalb in den vergangenen Jahren eine Vielzahl an Prozessen
führen, von denen nicht wenige erst vor dem Bundesgerichtshof
rechtsverbindlich beendet werden konnten. Das Phoenix-Verfahren hat
definitiv Rechtsgeschichte geschrieben.“
Am 11. März 2005 hatte
die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin)
Insolvenzantrag über das Vermögen der Phoenix Kapitaldienst GmbH
gestellt, nachdem zuvor bekannt geworden war, dass das Konto, auf dem
die gegenüber den Anlegern ausgewiesenen Gewinne aus Options- und
Termingeschäften angeblich angefallen sein sollten, in Wirklichkeit
nicht existierte. Ein Phoenix-Mitarbeiter hatte jahrelang auf Geheiß des
Managements die monatlichen Abrechnungen eines britischen Brokers
gefälscht. Der Betrug fiel erst durch Zufall auf, nachdem der
Alleingesellschafter am 7. April 2004 mit einem Firmenflugzeug
abgestürzt war und das neu eingesetzte Geschäftsleitung Anfang 2005 den
Jahresabschluss für das Jahr 2004 erstellen wollte.
Phoenix
handelte an Terminbörsen und vertrieb den sogenannten „Phoenix Managed
Account“, eine fondsähnliche Anlagekonstruktion, bei der Anlegern
Kapitalanlagemöglichkeiten in Form von Derivaten angeboten wurden. Zu
Beginn erwirtschaftete Phoenix mit dieser Anlageform hohe Verluste,
sodass von 1998 an die Gelder der Kunden nur noch in geringem Umfang im
Derivatehandel angelegt worden waren. Stattdessen baute Phoenix Vermögen
bei Kreditinstituten auf und verwendete mehr als die Hälfte des
eingezahlten Geldes für den laufenden Geschäftsbetrieb, einschließlich
Zahlungen an externe Vermittler und Steuerzahlungen sowie die
Ausschüttung von Scheingewinnen. Phoenix hatte die Anleger mit Renditen
zwischen acht und 20 Prozent geködert und die eingezahlten Gelder auf
Sammelkonten verwahrt. Insgesamt hatten mehr als 30 000 Gläubiger
vorwiegend aus Deutschland, Frankreich und Dänemark Forderungen mit
einem Wert von über 600 Millionen Euro gegenüber Phoenix geltend
gemacht. Insolvenzverwalter Schmitt konnte demgegenüber mehr als 200
Millionen Euro an Vermögen sichern.
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