GERRY WEBER International AG tritt in vorläufiges Eigenverwaltungsverfahren ein
Die GERRY WEBER International AG hat heute beim zuständigen Amtsgericht Bielefeld die Anordnung des vorläufigen Eigenverwaltungsverfahrens gemäß § 270 a InsO mit dem Ziel beantragt, das Unternehmen im Zuge der laufenden Restrukturierung zu sanieren.
Zum vorläufigen Sachwalter hat das zuständige Gericht Rechtsanwalt Stefan Meyer, PLUTA Rechtsanwalts GmbH, einen ebenso branchen- wie insolvenzrechtlich erfahrenen Sanierungsexperten, bestellt. Die Belegschaft wird unmittelbar von dem Verfahren informiert. Die Lohn- und Gehaltsansprüche der Mitarbeiter sind über das Instrument des Insolvenzgeldes sichergestellt.
Nachhaltiges Finanzierungskonzept gescheitert
Ausgelöst wurde der Antrag auf Anordnung des vorläufigen Eigenverwaltungsverfahrens durch das Scheitern der Gespräche der GERRY WEBER Gruppe mit ihren Finanzierungspartnern. Die Verhandlungen sind mit dem Ziel geführt worden, die Finanzierung des Konzerns dauerhaft zu sichern und auf ein nachhaltig tragfähiges Fundament zu stellen. Nach dem Scheitern der Verhandlungen war der Antrag unvermeidlich geworden.
"Der Antrag auf Anordnung des vorläufigen Eigenverwaltungsverfahrens ist leider unvermeidlich geworden", sagt Johannes Ehling, Vorstandssprecher der GERRY WEBER International AG. "Es hat bis zuletzt große Anstrengungen gegeben, das Verfahren abzuwenden. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir nach erfolgreicher Sanierung aus dem Verfahren wieder in die Erfolgsspur zurückkehren werden. Dafür sind wir mit unserem Kerngeschäftsmodell, unseren starken Marken und vor allem mit unserer hervorragenden Mannschaft bestens positioniert.
Trotz der ersten Enttäuschung, die das eingeleitete Eigenverwaltungsverfahren mit sich bringt, ist vielerorts zu spüren, dass unsere Restrukturierungsmaßnahmen mit dem Performance Programm bei Kundinnen, Geschäftspartnern und Mitarbeitern ankommen. Das macht Mut und dafür werden wir weiter täglich hart arbeiten", so Ehling weiter.
"Mit der Einleitung des vorläufigen Eigenverwaltungsverfahrens gewinnen wir jetzt die Freiräume, um die eingeleiteten Maßnahmen der Sanierung mit aller Konsequenz voranzutreiben", kommentiert Florian Frank, Mitglied des Vorstands der GERRY WEBER International AG und Chief Restructuring Officer. "Dabei kommt es uns zu Gute, dass wir in den vergangenen Monaten die notwenigen Strukturen im Finanzbereich vorbereiten konnten, um eine erfolgreiche Steuerung des Unternehmens mit größtmöglicher Transparenz zu gewährleisten. Daran werden wir weiter mit Hochdruck arbeiten", so Frank weiter.
Fortführung des Geschäftsbetriebs
Das Verfahren in Eigenverwaltung erlaubt die Fortsetzung des Geschäftsbetriebs unter Wahrung der Interessen der Gläubiger, auf die der Sachwalter achtet. Das bedeutet, dass die bestehenden Kunden- und Lieferantenbeziehungen sowie die gegenseitigen Verpflichtungen unter Beachtung des Insolvenzrechts bestehen bleiben. Parallel dazu wird die Sanierung forciert vorangetrieben. Zu den Kernmaßnahmen des Zukunftskonzepts zählen unter anderem:
- Die Schließung von rund 230 Verkaufsflächen sowie
- der Abbau von bis zu 900 Arbeitsplätzen im In- und Ausland. Dies betrifft Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Stores und auf den Verkaufsflächen sowie in den Zentralfunktionen inklusive der Logistik.
Die von GERRY WEBER vorgeschlagenen sowie von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ebner Stolz bestätigten umfangreichen Maßnahmen zur Restrukturierung knüpfen an das bereits in der Umsetzung vorangetriebene Performance Programm an. Unmittelbar nach Vorlage des Sanierungsgutachtens wurden jüngst die notwendigen operativen und strukturellen Maßnahmen zur Restrukturierung bereits auf den Weg gebracht.
"Die Einleitung des vorläufigen Eigenverwaltungsverfahrens gibt uns die Möglichkeit, den Sanierungsprozess und das Zukunftskonzept der Gesellschaft zu forcieren", sagt Dr. Christian Gerloff, Generalbevollmächtigter der GERRY WEBER International AG. "Der Vorstand hat ein klares Konzept erarbeitet und verfügt über eine Vision für die Zukunft des Unternehmens. Darüber hinaus verfügen wir nach derzeitigem Stand über hinreichend Liquidität bis in das Jahr 2020, um den laufenden Geschäftsbetrieb voranzutreiben", kommentiert Gerloff weiter.
Auch Stefan Meyer, vorläufiger Sachwalter, äußert sich zuversichtlich: "Anders als in vielen anderen Fällen ist hier schon sehr viel wertvolle Vorarbeit geleistet worden. Es muss nicht erst ein Restrukturierungsprogramm unter zeitlichem Druck erarbeitet werden. Wir können vielmehr sofort weitermachen, die Maßnahmen des Sanierungsgutachtens umzusetzen, so dass ich sehr optimistisch bin, dass wir schnell zu einer guten und belastbaren Lösung für das Traditionsunternehmen GERRY WEBER kommen werden."
Die GERRY WEBER International AG wird auch künftig über den Fortgang der laufenden Restrukturierung und das eingeleitete Eigenverwaltungsverfahren zeitnah alle Beteiligten informiert halten.
Die GERRY WEBER Gruppe
Die GERRY WEBER International AG mit Sitz in Halle/Westfalen ist ein weltweit operierender Konzern, der fünf starke Markenfamilien unter einem Dach vereint: GERRY WEBER, TAIFUN, SAMOON, talkabout und HALLHUBER. Seit der Gründung im Jahr 1973 hat sich die im Prime Standard der Deutschen Börse gelistete GERRY WEBER International AG zu einem der bekanntesten Mode- und Lifestyleunternehmen mit weltweit rund 1.230 eigenen Stores und Verkaufsflächen (davon 410 von HALLHUBER), rund 2.480 Shopflächen und 280 Franchise Stores sowie Marken-Onlineshops in neun Ländern entwickelt. Der Konzern mit seinen weltweit rund 6.500 Mitarbeitern (davon rund 2.000 von HALLHUBER) verfügt über Vertriebsstrukturen in rund 60 Ländern und zählt zu den größten börsennotierten Modekonzernen in Deutschland.
Im Geschäftsjahr 2016/17 (1. November 2016 bis 31. Oktober 2017) erzielte die GERRY WEBER Gruppe einen Konzernumsatz von EUR 880,9 Mio. und ein operatives Ergebnis (EBIT) in Höhe von EUR 10,3 Mio. Das im Februar 2015 erworbene Tochterunternehmen HALLHUBER trug dabei EUR194,3 Mio. zum GERRY WEBER Konzern-Umsatz bei.
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