16.02.2023 - Kategorie "Insolvenzverfahren"
FRIMO Group saniert sich über ein Insolvenzverfahren
Die deutsche Technologie-Unternehmensgruppe FRIMO Group hat damit begonnen, sich mithilfe eines Insolvenzverfahrens zu sanieren.
Die Geschäftsführung
stellte einen entsprechenden Antrag beim zuständigen Amtsgericht Münster. Zum
vorläufigen Insolvenzverwalter bestellte das Gericht den
Restrukturierungsexperten Rechtsanwalt Stefan Meyer von der PLUTA Rechtsanwalts
GmbH. Die FRIMO Group ist einer der führenden Technologieanbieter für Werkzeuge,
Anlagen und „Turnkey“-Produktionssysteme für die internationale
Automobilindustrie.
Neben der Holding-Gesellschaft FRIMO Group GmbH hat auch die operative
Tochtergesellschaft FRIMO GmbH Insolvenzantrag gestellt. Auch in diesem
Verfahren ist Stefan Meyer als vorläufiger Verwalter tätig. Beide
Gesellschaften haben ihren Sitz in Lotte bei Osnabrück. Die FRIMO GmbH
unterhält zudem unselbstständige Niederlassungen und Produktionsstätten in
Freilassing, Hamburg und Sontra. „Die Produktion bei FRIMO wird während des
Sanierungsprozesses in vollem Umfang in enger Abstimmung mit den Kunden
fortgeführt“, betonte Stefan Meyer heute am FRIMO-Hauptsitz in Lotte bei
Osnabrück. „Alle Aufträge im Projektgeschäft werden derzeit geprüft, mit den
Kunden verhandelt und soweit möglich einvernehmlich fortgeführt; auch die
Serviceleistungen und das After-Sales-Geschäft sollen uneingeschränkt
fortgeführt werden.“ Die FRIMO-Tochtergesellschaften im Ausland (Ungarn, Polen,
USA, Mexiko und Shanghai) sind von der Einleitung des Insolvenzverfahrens nicht
unmittelbar betroffen und sollen mit geeigneten Maßnahmen stabilisiert werden,
um Folgeinsolvenzverfahren bestmöglich zu vermeiden. In der Gruppe beschäftigt
FRIMO rund 1.200 Mitarbeiter.
Die FRIMO Gruppe gehört in ihrem Marktsegment zu den internationalen Markt- und
Technologieführern. Der vorläufige Insolvenzverwalter Meyer sagt: „Wir werden
alles daransetzen, den Geschäftsbetrieb zu stabilisieren und sämtliche Optionen
prüfen, um eine Sanierung und den Neustart der Unternehmensgruppe zu
ermöglichen. Kurzfristig wird auch in Abstimmung mit dem Gläubigerausschuss
eine Investorensuche im Rahmen eines strukturierten M&A-Prozesses
gestartet.“ Meyer macht sich derzeit mit seinem Team vor Ort in Gesprächen mit
der Geschäftsführung, dem erweiterten Management und in Verhandlungen mit
Kunden und Stakeholdern ein Bild der über die wirtschaftliche und rechtliche
Gesamtsituation. Zudem wird Meyer die rund 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
an den deutschen Standorten in den nächsten Tagen ausführlich über die
eingeleiteten Schritte und ihre Situation als Arbeitnehmer informieren. Die
Löhne und Gehälter aller Arbeitnehmer sind bis Ende April 2023 über das
Insolvenzgeld gesichert. Eine Insolvenzgeldvorfinanzierung ist beabsichtigt und
bereits eingeleitet.
Die FRIMO Group entwickelt und baut Anlagen und Werkzeuge für ein breites
Technologiespektrum. Der Schwerpunkt liegt auf Ausrüstungen zur Fertigung von
Kunststoff- und Verbundkomponenten, und zwar sowohl für das Automobil-Interieur
als auch Exterieur in großen Stückzahlen. Dazu zählen z.B.
Innenraumverkleidungen, Dach- und Bodenmodule oder Stoßfänger. Kunden sind
sowohl Zulieferer als auch Autohersteller in Deutschland und weltweit.
Spätestens seit Beginn der Absatz- und Lieferkrise der Automobilindustrie
befindet sich die Gruppe in einem anhaltenden Prozess der Krisenbewältigung und
Restrukturierung. Die Krisen sind bekannt: begonnen bei den Corona-Lockdowns,
gefolgt von der Lieferkrise in der Automobilindustrie bis hin zu den
gegenwärtigen geopolitischen Krisen, die Auslieferungen blockiert oder gar
unmöglich gemacht haben. Hinzu kommt die Explosion bei den Kosten für Rohstoffe
und Energie, ohne dass diese Mehrkosten an die Kunden weitergegeben werden
konnten. Diese Situation wird verschärft durch die Zahlungsbedingungen
innerhalb der Branche.
Zwar zeigte sich beim Auftragseingang und auch bei den Umsatzzahlen zuletzt ein
deutlicher Trend der Erholung, nicht zuletzt dank der wachsenden Absatzmärkte
in der E-Mobilität. So hat die Unternehmensgruppe im vergangenen Jahr rund 160
Mio. Euro erwirtschaftet. Im Vorjahr waren es nur 145 Mio. Euro Gesamtleistung,
die in den Jahren 2019 und davor aber noch bei über 200 Mio. € lag. Somit
besteht noch viel Potenzial nach oben, was die Kapazitäten und Möglichkeiten
der Unternehmensgruppe betrifft. In den schwachen Jahren 2021 und 2022 hat die
FRIMO Group viel Liquidität verloren, die von den Fremd- und Eigenkapitalgebern
jetzt nicht weiter gedeckt werden konnte, um die außergerichtliche
Restrukturierung fortzusetzen.
„Trotz unserer konsequenten strategischen Ausrichtung und positiven
Wachstumsindikatoren ist eine Fortführung des FRIMO Geschäftsmodells im
bisherigen Rahmen nicht mehr möglich“, betont Siegfried Köhler, Co-CEO Sales
& Operations in der FRIMO Group. „Das Insolvenzverfahren gibt uns nun die
Möglichkeit, bei laufendem Geschäftsbetrieb langfristig tragfähige neue
Konzepte für unsere Unternehmensgruppe mit einem Mehrwert für unsere Kunden zu
entwickeln.“ Paulo Cruz Pinto, Co-CEO für die Bereiche Finance &
Administrations in der FRIMO Group, ergänzt: „FRIMO verfügt technologisch über
die besten Voraussetzungen, um weiterhin global und wettbewerbsfähig im Sinne
unserer Kunden zu agieren.“
Auch während des Sanierungsprozesses im Insolvenzverfahren wird die FRIMO
Gruppe auch weiterhin von einem Beraterteam der bekannten Sanierungskanzlei
Wellensiek unterstützt (Büros Frankfurt./M und München).
Neben Stefan Meyer arbeiten im PLUTA-Sanierungsteam u.a. Rechtsanwältin Dr. Ria
Brüninghoff und die Rechtsanwälte Christoph Chrobok sowie Philip Konen.
Über FRIMO
Die FRIMO Gruppe wurde 1962 in der Nähe von Osnabrück gegründet. Der Konzern
umfasst heute Unternehmen im In- und Ausland mit insgesamt circa 1.200
Mitarbeitern. Kern des Geschäfts sind Fertigungslösungen für die
Kunststoffverarbeitung in der Automobilindustrie mit Schwerpunkt auf
Automobilinnenverkleidungen. Mit seiner langjährigen Erfahrung begleitet FRIMO
seine Kunden von der Konzeption der Fertigungslösungen bis zur Produktion. Die
in Lotte, Hamburg, Sontra und Freilassing ansässigen Unternehmen der FRIMO
Gruppe sind jeweils bedeutende Arbeitgeber in der Region.
Über PLUTA
PLUTA hilft Unternehmen in rechtlich und wirtschaftlich
schwierigen Situationen. Seit der Gründung 1982 ist PLUTA stetig gewachsen und
beschäftigt heute rund 500 Mitarbeiter in Deutschland, Spanien und Italien.
Mehr als 290 Kaufleute, Betriebswirte, Rechtsanwälte, Wirtschaftsjuristen,
Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, vereidigte Buchprüfer, Ökonomen,
Bankfachwirte, Buchhalter, Ingenieure und Fachkräfte für Insolvenzverwaltung,
darunter viele mit Mehrfachqualifikationen, sorgen für praktikable,
wirtschaftlich sinnvolle Lösungen. PLUTA unterstützt insbesondere bei der
Sanierung und Fortführung von Unternehmen in Krisen oder Insolvenzsituationen
und entsendet bei Bedarf auch Sanierungsexperten in die Organstellung. PLUTA
gehört zur Spitzengruppe der Sanierungs- und Restrukturierungsgesellschaften,
was Rankings und Auszeichnungen von INDat, JUVE, The Legal 500, Who’s Who
Legal, brandeins und Focus belegen.
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