27.06.2016 - Kategorie "Sanierung"

DSW-Vizepräsident Klaus Nieding: Deutsche Börse muss Fusionspläne nach Brexit massiv anpassen oder begraben

Börsenaufsicht kann nach dem Brexit einem Sitz der fusionierten Börse in London nicht zustimmen

Durch das Austrittsvotum der Briten ist ein Zusammengehen der beiden Börsenplätze nach Ansicht des DSW-Vizepräsidenten und kaum noch durchsetzbar. Ein Konzernsitz in London sei nun völlig ausgeschlossen.


Nach der Entscheidung der Briten für den sogenannten „Brexit“ macht eine Fusion der Deutschen Börse AG mit der London Stock Exchange unter den bisherigen Parametern keinen Sinn mehr, ist DSW-Vizepräsident Klaus Nieding überzeugt: „Das Vorhaben war bereits vor dem Austritt-Votum Großbritanniens mehr als zweifelhaft. Der rechtliche Sitz des fusionierten Unternehmens sollte in London sein, und der Aktienhandel hätte allen Beteuerungen des Deutsche-Börse-Chefs zum Trotz faktisch im Wesentlichen auch dort stattgefunden. Das war nicht im Sinne des Finanzplatzes Frankfurt und stets ein großer Kritikpunkt“, so Nieding, „aber nach der Brexit-Entscheidung darf genau deshalb eine Börsenfusion unter den bisherigen Vorzeichen gar nicht mehr in Frage kommen“, fordert Nieding. Er geht davon aus, dass die hessische Börsenaufsicht aus diesen Gründen ohnehin ihre Genehmigung zu dem Vorhaben nicht erteilen wird. „Es sei denn, diese beiden wichtigen Punkte werden zugunsten von Frankfurt am Main abgeändert.“

Für Nieding, der Aktionäre der Deutsche Börse AG bereits während des gescheiterten Fusionsversuchs mit der Londoner Börse Anfang des neuen Jahrtausends vertreten hat, spielt gerade die Sitzfrage vor allem aus aufsichtsrechtlicher Sicht eine wesentliche Rolle. „Die Erleichterungen durch den sogenannten ‚Europäischen Pass’, also der Entfall einer Doppelaufsicht bzw. -genehmigungspflicht gelten eben nur für Unternehmen mit Sitz innerhalb der Mitgliedstaaten der EU.“


Folglich könne eine fusionierte neue Börsengesellschaft eher noch im Bereich früherer ‚Kolonien’ wie der französischen Karibikinsel Saint-Martin ansässig sein, als in London. Denn die britische Finanzmetropole sei ja demnächst nicht mehr Teil der EU. „Die Führung der Deutschen Börse sollte daher ihre bisherigen Fusionspläne nochmals kritisch hinterfragen und massiv anpassen oder ganz begraben - die Börsenaufsicht kann nach dem Brexit einem Sitz der fusionierten Börse in London jedenfalls nicht zustimmen“, so der DSW-Vize.


Aktionäre der Deutschen Börse sollen bis zum 12. Juli über die Fusionspläne entscheiden. Die Anteilseigner der Londoner Börse LSE kommen am 4. Juli zu einer außerordentlichen Hauptversammlung zusammen und entscheiden ihrerseits über das Zusammengehen.


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