DIE DIAKONIE aus Lübbecke saniert sich in Eigenverwaltung
DIE DIAKONIE – Pflege- und Gesundheitsdienst aus Lübbecke saniert sich in Eigenverwaltung
DIE DIAKONIE – Pflege und Gesundheitsdienst gGmbH
aus Lübbecke befindet sich in einem Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung. Den
entsprechenden Antrag aufgrund einer drohenden Zahlungsunfähigkeit hat das Amtsgericht
Bielefeld genehmigt und die vorläufige Eigenverwaltung angeordnet.
Die Gesellschaft unterhält zwei ambulante Pflegedienste sowie ein Alten- und
Pflegezentrum mit derzeit 86 Bewohnern am Kirchplatz in Lübbecke. Diese
Einrichtung verfügt über vier Wohnbereiche mit insgesamt 100 Plätzen, wovon
sechs Kurzzeitpflegeplätze zur Verfügung stehen.
Eine hundertprozentige Tochtergesellschaft, die Matthäus Seniorenzentrum gGmbH,
betreibt zudem mit 99 Mitarbeitern ein Seniorenzentrum nebst Tagespflege in Lübbecke
mit insgesamt 65 Wohneinheiten und 25 Tagespflegeplätzen. Die Matthäus
Seniorenzentrum gGmbH ist von der Einleitung des Sanierungsverfahrens nicht
betroffen und wird ohne jedwede Einschränkung ihre Tätigkeit fortsetzen und den
anvertrauten Bewohnern und Klienten ihre hochwertigen Leistungen weiter
anbieten.
Geschäftsbetrieb läuft weiter
DIE DIAKONIE – Pflege und Gesundheitsdienst gGmbH beschäftigt 181 Mitarbeiter.
Deren Gehälter sind für drei Monate über das Insolvenzgeld gesichert. Auch über
diesen Zeitraum hinaus ist die Gesellschaft durchfinanziert und sämtliche
Kosten inkl. Lohn- und Gehaltskosten sind gedeckt. Die Beschäftigten
wurden im Rahmen einer Mitarbeiterversammlung über den aktuellen Stand und den
detailliert ausgearbeiteten Sanierungsplan informiert, um ihnen in der
aktuellen Situation die erforderliche Sicherheit zu vermitteln.
Der Geschäftsbetrieb wird ebenfalls auf der Basis valider und detaillierter
langfristiger Planungen uneingeschränkt fortgeführt. Das bedeutet, dass alle
Pflegepatienten der beiden Pflegedienste und die Bewohner des Evangelischen
Alten- und Pflegeheims am Kirchplatz unverändert gut und verlässlich versorgt
sind und weiterhin von den Mitarbeitern wie gewohnt und auf ungemindert hohem
Qualitätsniveau betreut werden.
Bezug einer anderen Immobilie geplant
Hauptursache der wirtschaftlichen Schwierigkeiten der DIE DIAKONIE – Pflege-
und Gesundheitsdienst gGmbH sind Brandschutzauflagen in der Einrichtung am
Kirchplatz in Lübbecke, die mit kurzfristigen Investitionskosten in Höhe von
mind. 7-8 Mio. € über einen Zeitraum von zwei bis drei Jahren verbunden sind.
Das haben die tiefgreifenden Untersuchungen, Analysen und sachverständigen
Berechnungen der vergangenen Monate ergeben. Die Verantwortlichen hatten zunächst
alles versucht, eine Kostenbeteiligung durch Dritte zu erreichen, was
allerdings letztendlich im Ergebnis nicht umzusetzen war. Die Kirchengemeinde
Lübbecke als Gesellschafterin und Eigentümerin der Immobile sieht sich ebenso
wie die DIAKONIE außerstande diese aufgrund behördlicher Anordnung dringend
umzusetzenden Brandschutzmaßnahmen zu übernehmen und zu refinanzieren. Die
derzeitigen Interimsmaßnahmen zur Sicherheit der Bewohner, wie provisorische
Fluchttreppen (Gerüstbau) und Brandwachen in den Nachtstunden führen zu
monatlich hohen fünfstelligen Belastungen, die finanziell nicht länger getragen
werden können und bei längerem Zuwarten unweigerlich zu einer
Zahlungsunfähigkeit der Gesellschaft geführt hätten. Um Bewohner- und
Arbeitsplätze zu sichern und im Rahmen des Sanierungsverfahrens selbige zu
erhalten, bleibt der gemeinnützigen GmbH schließlich nur die jetzt eingeleitete
Option, sich im Rahmen des angeordneten Eigenverwaltungsverfahrens von den
Verpflichtungen zu befreien.
Die Gesellschaft strebt daher eine Restrukturierung in einem
Eigenverwaltungsverfahren an, mit dem unvermeidlichen Ziel den kosten- und
investitionsintensiven Standort am Kirchplatz zu verlassen und die
Pflegeeinrichtung in einer anderen geeigneten und zeitgerechten Immobilie nahtlos
fortzusetzen. Die ambulanten Pflegedienste werden auch in Zukunft
uneingeschränkt ihre Dienstleistungen erbringen und sind insoweit von den
Sanierungsmaßnahmen nicht unmittelbar betroffen. Die ebenfalls nicht betroffene
Einrichtung der selbstständigen Tochter Matthäus Seniorenzentrum gGmbH, für die
kein Sanierungsverfahren eingeleitet wurde und für die ein solches auch nicht
geplant ist, wird am bisherigen, modernen Standort in Lübbecke verbleiben.
In den vergangenen Wochen haben die Verantwortlichen zahlreiche Gespräche
geführt, um eine geeignete und den eigenen hohen Ansprüchen gerecht werdende
Immobilie als Ersatz für den Kirchplatz zu finden. Hierbei gelang es in den
letzten Tagen eine vertragliche Einigung über ein neues Mietverhältnis zu erzielen.
Der Pflege- und Gesundheitsdienst hat die Möglichkeit, die Einrichtung
Kastanienhof im Luftkurort Bad Holzhausen zu beziehen, die rund 60 Bewohnern
Platz bietet und nur ca. acht Kilometer vom bisherigen Standort entfernt ist.
Voraussetzung für den Umzug ist die Refinanzierbarkeit der Kosten, was wiederum
Vereinbarungen mit den Kostenträgern und Zustimmungen der zuständigen
Aufsichtsbehörden bedingt. Der Mietvertrag steht daher in enger Abstimmung mit
dem zukünftigen Vermieter unter der aufschiebenden Bedingung, dass alle
Voraussetzungen erfüllt werden können. Die Geschäftsführung und die
Sanierungsberater gehen auf Basis der bisherigen Vorprüfungen, Gespräche und
Verhandlungen davon aus, dass alle Bedingungen in den nächsten Wochen erfüllt
und umgesetzt werden können und der Umzug ab voraussichtlich November 2023
planmäßig stattfinden wird.
Bestmögliche Lösung für alle Beteiligten
Geschäftsführer Lutz Schäfer von der DIE DIAKONIE – Pflege und
Gesundheitsdienst gGmbH sagt: „Die Entscheidung ist uns nicht leichtgefallen,
aber es gibt leider keine Alternative. Uns ist bewusst, dass ein Umzug für
unsere Bewohner eine hohe Belastung darstellt. Wir können aber am Kirchplatz
nicht verbleiben, da die durch die Brandschutzauflagen erforderlichen Investitionen
nicht finanzierbare Kosten verursachen. Es gibt aktuell ein absolut
verlässliches, mit allen öffentlichen Stellen abgestimmtes Interimskonzept zum
Schutz der Bewohner. Aber für eine Sanierung und dauerhafte Weiternutzung des
Gebäudes sind Investitionen in Millionenhöhe erforderlich. Das können wir
finanziell einfach nicht stemmen. Der neue Standort ist eine gute Wahl und die
bestmögliche Lösung für alle Beteiligten.“
Für den Aufsichtsrat der DIE DIAKONIE gGmbH äußert sich der Superintendent Dr.
Uwe Gryczan wie folgt: „Auch seitens der Aufsichtsorgane, der Kirchengemeinde
Lübbecke und des Kirchenkreises Lübbecke sind alle Hebel in Bewegung gesetzt
worden, um eine Finanzierung der durch die Brandschutzauflagen hervorgerufenen
Investitionen in das Alten- und Pflegeheim am Kirchplatz darstellen zu können.
Das ist leider aufgrund der enormen Kosten in Millionenhöhe nicht möglich. Wir
werden den Sanierungsprozess mit allen uns zur Verfügung stehenden
Möglichkeiten unterstützen. Dabei liegen uns die Bewohner und Mitarbeitenden
ganz besonders am Herzen.“
Sanierungsexperten unterstützen im Verfahren
Die Fachanwälte für Insolvenz- und Sanierungsrecht Stefan Meyer und Torsten
Gutmann von der PLUTA Rechtanwalts GmbH unterstützten das Unternehmen in der
Eigenverwaltung. Die beiden Rechtsanwälte wurden zu
Generalhandlungsbevollmächtigten der DIAKONIE – Pflege und Gesundheitsdienst
gGmbH für die Dauer der Eigenverwaltung bestellt und verantworten als solche
alle Maßnahmen, die mit dem Sanierungsverfahren im Zusammenhang stehen. Der
Geschäftsführer Lutz Schäfer wird weiterhin gemeinsam mit seinem Team
hochqualifizierter Mitarbeiter die operative Geschäftsführung des Pflege- und
Gesundheitsdienstes in den Einrichtungen und in der ambulanten Pflege
verantworten.
Die Generalhandlungsbevollmächtigten Gutmann und Meyer betonen: „Wir sind sehr
zuversichtlich, dass wir das Verfahren in Eigenverwaltung kurzfristig
erfolgreich durchführen können, um den Geschäftsbetrieb der Gesellschaft und
seine Arbeitsplätze dauerhaft zu sichern. Die Bewohner und ihre Angehörigen
müssen sich keine Sorgen um ihre in die Obhut der DIAKONIE gegebenen Bewohner
der Einrichtungen machen; ebenso wenig hinsichtlich der ambulanten Pflege.“
Meyer ergänzt: „In den nächsten Wochen werden wir allen Bewohnern in dem Alten-
und Pflegeheim am Kirchplatz ein attraktives Angebot zum Umzug nach Bad
Holzhausen unterbreiten. Diejenigen, die in dem neuen Altenwohnheim mit leider
geringerer Kapazität keinen Platz finden können oder wollen, werden mit unserer
Unterstützung und uneingeschränkten Hilfe ebenfalls eine neue und geeignete
Heimat finden.“
Die Eigenverwaltung ist ein gerichtliches Sanierungsverfahren zum Erhalt von
Unternehmen. Das Unternehmen führt unter Aufsicht eines Sachwalters und
unterstützt durch erfahrene Sanierungsexperten die Gesellschaft selbst durch
das Verfahren. In den kommenden Wochen werden die Verantwortlichen an einem
Sanierungsplan arbeiten. Neben den Generalhandlungsbevollmächtigten Stefan
Meyer und Torsten Gutmann arbeiten im PLUTA-Team zudem u.a. Rechtsanwältin
Veronique Hoffmann und der Betriebswirt Jürgen Schendel.
Zum vorläufigen Sachwalter wurde Rechtsanwalt Axel Geese von der Kanzlei
StangeWesthoff aus Bielefeld bestellt. Er sagt: „Dieses
Eigenverwaltungsverfahren ist von den Beratern sehr gut vorbereitet worden. Ich
werde dieses Verfahren im Interesse der Gläubiger begleiten und die Sanierung
nach Kräften unterstützen.“
Hochwertige Pflegedienstleistungen
Über PLUTA
PLUTA hilft Unternehmen in rechtlich und wirtschaftlich schwierigen Situationen. Seit der Gründung 1982 ist PLUTA stetig gewachsen und beschäftigt heute rund 500 Mitarbeiter in Deutschland, Spanien und Italien. Mehr als 290 Kaufleute, Betriebswirte, Rechtsanwälte, Wirtschaftsjuristen, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, vereidigte Buchprüfer, Ökonomen, Bankfachwirte, Buchhalter, Ingenieure und Fachkräfte für Insolvenzverwaltung, darunter viele mit Mehrfachqualifikationen, sorgen für praktikable, wirtschaftlich sinnvolle Lösungen. PLUTA unterstützt insbesondere bei der Sanierung und Fortführung von Unternehmen in Krisen oder Insolvenzsituationen und entsendet bei Bedarf auch Sanierungsexperten in die Organstellung. PLUTA gehört zur Spitzengruppe der Sanierungs- und Restrukturierungsgesellschaften, was Rankings und Auszeichnungen von INDat, JUVE, The Legal 500, Who’s Who Legal, brandeins und Focus belegen. Weitere Informationen unter www.pluta.net
Über StangeWesthoff
StangeWesthoff ist mit drei bestellten Insolvenzverwaltern, einem Diplom-Kaufmann, einer Betriebswirtin (B.A.) sowie zahlreichen Spezialisten in den Bereichen Finanzbuchhaltung, Insolvenzgeld/Lohnabrechnung/Personal, Insolvenztabelle und Forderungsmanagement sowie durch die enge Verbindung zu der überregionalen Wirtschaftskanzlei Streitbörger mit deren über 200 Mitarbeitern an sechs Standorten in der Lage, Insolvenzverfahren sowie Eigenverwaltungen von Unternehmen kompetent zu begleiten. Beide Sozietäten im Verbund verfügen über vielfach bewiesene betriebswirtschaftliche Fähigkeiten und außerordentlich hohe rechtliche Expertise in allen Bereichen des Wirtschaftsrechts. Diese Kombination aus unternehmerischer und rechtlicher Kompetenz bildet die Grundlage für erfolgreiche Unternehmensfortführungen, Sanierungen und Restrukturierung seit über 40 Jahren.
StangeWesthoff und Streitbörger beraten Geschäftsführer, Gesellschafter sowie Gläubiger in allen Bereichen des Insolvenz- und Gesellschaftsrechtes. Ziel ist es, Unternehmen und Unternehmer zu wirtschaftlichem Erfolg zurückzuführen. Dabei werden die vielfältigen Möglichkeiten des Insolvenzrechtes wie z. B. der Restrukturierungsplan (StaRUG), das Schutzschirmverfahren, die Insolvenz in Eigenverwaltung oder das Insolvenzplanverfahren genutzt, um die Unternehmen zu stärken.
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