BDIU positiv überrascht: Insolvenzen gehen noch stärker zurück als erwartet
Kirsten Pedd, Präsidentin des Bundesverbands Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V. (BDIU), kommentiert die neuen Insolvenzzahlen des Statistischen Bundesamts.
Die Zahl der
Unternehmensinsolvenzen ist um 6,9 Prozent auf 21.518 zurückgegangen, wie heute
das Statistische Bundesamt mitgeteilt hat. Wie bewerten Sie diese
Zahlen? KIRSTEN PEDD: Das ist sogar noch
besser als unsere Prognose vom Januar. Dass die Unternehmensinsolvenzen zum
achten Mal in Folge zurückgehen, ist ein hervorragendes Zeugnis für die deutsche
Wirtschaft! Aber es ist nicht alles Gold, was
glänzt: Die Forderungsverluste sind stark gestiegen, weil es zuletzt mehr
wirtschaftlich bedeutende Firmen traf. Jede Insolvenz ist genau eine Insolvenz
zu viel. In welchen Branchen läuft es
derzeit gut – in welchen nicht so? KIRSTEN PEDD: Ein Indikator dafür
ist die Zahlungsmoral. Kaum Probleme hat im Moment zum Beispiel das Gastgewerbe.
Auch im Groß- und Außenhandel ist die Rechnungstreue gut. Anders ist die Lage
dagegen im Onlinehandel. Fast jedes zweite Inkassounternehmen beobachtet, dass
hier die Kunden schlecht zahlen. Leider lässt auch die Zahlungsmoral
öffentlicher Auftraggeber zu wünschen übrig. Darunter haben dann oft
Handwerksbetriebe oder Baufirmen zu leiden. Was sagen Sie zur Entwicklung der
Verbraucherinsolvenzen? KIRSTEN PEDD: Es gibt nach wie
vor zu viele Verbraucherinsolvenzverfahren. Trotz Wachstum und trotz
Rekordbeschäftigung gibt es einen Sockel an Überschuldung, der sich zu
verfestigen droht. Das bereitet uns große Sorgen. Sie engagieren sich in der
Stephan-Kommission. Was ist das? KIRSTEN PEDD: Dabei handelt es
sich um eine gemeinsame Initiative von Gläubigervertretern und
Schuldnerberatungen. Das Ziel ist, die Möglichkeit der außergerichtlichen
Einigung zwischen Schuldnern und Gläubigern auszuloten und diesen Weg der
Entschuldung zu stärken. Die Kommission arbeitet nach
einem Motto, das auch meines ist: Reden hilft. Gerade wenn man bei einer Sache
unterschiedliche Interessen vertritt, ist ein gegenseitiger, vertrauensvoller
Austausch wichtig. Nur so kann man vorankommen. Bleibt es bei dem derzeit
positiven Trend? Wie ist Ihre Prognose? KIRSTEN PEDD: Wir sind weiterhin
optimistisch, zumindest für die nächsten Monate. Zur guten Konjunktur kommt auch
endlich die überfällige Insolvenzrechtsreform. Sie schafft höhere
Rechtssicherheit für Gläubiger, indem sie der Praxis der teils noch nach zehn
Jahren erfolgenden Vorsatzanfechtungen einen Riegel vorschiebt. Direkte oder
indirekte Privilegien der Finanzämter sind damit ebenfalls vom Tisch – eine
Forderung, die der BDIU im Übrigen schon seit Jahren stellt. Für Unternehmen
sind das gute Nachrichten! Was den Trend im nächsten Jahr
betrifft, gibt es derzeit aber viele Unsicherheitsfaktoren, insbesondere
international. Daher möchte ich dazu keine Prognose abgeben.
Über den BDIU
Dem
Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen gehören 560 Unternehmen des
Forderungsmanagements an. Gemeinsam führen sie der Wirtschaft pro Jahr rund 5
Milliarden Euro an ausstehenden Forderungen wieder zurück. Die über eine halbe
Million Auftraggeber der Inkassounternehmen kommen aus allen
Wirtschaftsbereichen und beschäftigen mehr als 6 Millionen Menschen in
Deutschland.
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